Das dive4life ist in Deutschland der Inbegriff für Indoortauchen vom Feinsten. In Siegburg, zwischen Bonn und Köln gelegen, ist es ein Dorado für Frei- und Gerätetaucher in relativer Mitte Deutschlands und den angrenzenden Ländern. Aus Südbayern kommend, hier ist der Sitz unserer Redaktion, spult man allerdings gut 600 Kilometer ab, um im Ambiente einer antiken Tempelanlage im Blue Hole Nordrhein-Westfalens die trockene Welt über sich zu lassen.
Bis 5 Meter Wassertiefe bestimmten kleine Höhlen mit äußerem Felsprofil den Flachbereich, da gab es sogar ein aus Kunststeinplanken nachgebildetes Boot. Für Freitaucher ein beliebtes Ziel und auch für Fotografen ein ausgesuchtes Motiv. Und natürlich die keiner versunkenen Natur direkt zuzuordnenden, frei stehenden Skulpturen, die Siegburg, Bonn und Köln von der lokalen Verortung in weite Ferne rücken ließen und nach wie vor lassen. Nur sind die Skulpturen neu ins Unterwasserambiente integriert.
Ich absolvierte zwei Freitauchkurse im dive4life, die Begeisterung für diese Anlage erhielt sich für mich vom ersten atemlosen Abtauchen dort unverändert bis heute. Und immer wieder empfahl ich auf Anfrage das dive4life, um gerade dort einen Freedivingkurs zu machen.
Das dive4life ist Deutschlands tiefstes Indoortauchzentrum mit 20 Metern bis zum Grund, 3 Millionen Liter auf 26°C temperierten, glasklaren Wassers stimmen auf die Karibik ein. Nur, in der Karibik ist es vom Licht her sonniger. Im Rund des Tauchbeckens herrscht eher Götterdämmerung. Frei- und Gerätetaucher berührt das weniger, aber UW-Fotografen müssen ihr Können hier unter Beweis stellen, was dazu noch die Nachbearbeitung mit Photoshop herausfordert.
Das Update im dive4life stellte einige daran Beteiligte vor große Herausforderungen, weil technisch ein Neuland betreten wurde. Der Spezialist für Kunststeinverkleidungen aus den Niederlanden hatte zwar Kompetenz auf dem Trockenen, aber noch kein Projekt bedient, bei dem Kunststeinwände für Unterwasserambiente verbaut werden sollten. Die Profile der Kunststeine wurden von echten Felsen abgenommen und daraus Formen gemacht. So konnte die realitätsnahe Wirkung der neuen Unterwasserfelswände überzeugend produziert werden.
Und auch den Wasserstand des dive4life soweit abzusenken, dass ab 5 Meter trocken gearbeitet werden konnte, forderte Kräfte, die hier mit Pumpen und C-Rohr – Schlauchleitungen tätig werden mussten. Allein das Abpumpen nahm einige Tage in Anspruch.
Verzichtet hat man nun auf das nachgebildete Boot (schade) und auf die kleinen Höhlen. All das wurde durch eine durchgehende Felsstruktur ersetzt, die teilweise im nun erweiterten Einstiegsbereich von felsigen Überhängen abgelöst wurde. Alles ist sicherheitsrelevant offen. Das ist absolut in Ordnung, denn Freitaucher hätten sich unentdeckt in den ehemaligen kleinen Höhlen in eine schwierige Lage bringen können, die von außen nicht sofort bemerkt worden wäre. Erfreulicherweise hat es diesbezüglich im dive4life keine Zwischenfälle gegeben, in 10 Jahren.
Und einer muss nun draußen bleiben, der Weiße Hai, ein beliebtes Fotomotiv mit Frei- und Gerätetauchern. Er hat über die Jahre unter den oft massiven Annäherungen der Taucher gelitten, er verfolgt nun aus sicherer Höhe über dem Becken das Geschehen und genießt den Ruhestand.
Der Relaunch des dive4life in so bewundernswert kurzer Zeit, nur 6 Wochen hatte es gedauert, war auch mit einem Update in der Gaslogistik verbunden. Ab der Neueröffnung wird auch Nitrox 32 gefüllt, mit einer neu aufgestellten B-NITROX Anlage von BAUER-Kompressoren. Zur offiziellen Übergabe war Ralf Deichelmann von BAUER-Kompressoren aus München angereist, um die Anlage offiziell dem Geschäftsführer des dive4life, Manfred Narres, zu übergeben.
Dass das dive4life ohnehin schon als PURE AIR – SAFE DIVING im Silberstatus zertifiziert ist, unterstreicht das absolut höchste Interesse von Manfred Narres und dem dive4life, nur das Beste an seine Gäste und Kunden weiterzugeben.
Die Wiedereröffnung wurde richtig gefeiert, es gab launige Reden inklusive der führenden Mitarbeiter der Stadtverwaltung, die dem dive4life anerkennend den Rücken stärkten. Sphärenklänge, Lasershow und Kunstnebel verwandelten das Blue Hole in eine taucherische Märchenwelt und die später in der Dämmerung im leichten Regen vor dem Tauchzentrum aufmarschierende schottische Dudelsackband verwandelte im Licht der verteilten Fackeln diesen magischen Ort noch einmal ganz persönlich.
Und jetzt? Ich genieße den Blick aus meinem Redaktionsbüro zu den Alpen. Klar, wir haben hier ein paar Seen mehr als in NRW. Das eine oder andere Gewässer ist wirklich attraktiv. Aber saisonal sehr wankelmütig. So ein dive4life im Süden Deutschlands, in Bayern, das hätte was. Ok, Manfred und Sarah, ihr wollt ja nur, dass ich wiederkomme. Ihr habt gewonnen.
Und, eh ich es vergesse, eure Initiative gegen Plastikmüll mit den emaillierten Alubechern für geschenkte € 2,50, um kostenlos aus dem Wasserspender was zu zapfen, die ist wirklich gut.
Michael Goldschmidt