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Das Wrack der Haven

Haven

Der 14. April 1991 war im wahrsten Sinne des Wortes ein schwarzer Tag für die Region vor Genua. Eine gigantische, pechschwarze Rauchwolke brennenden Rohöls markierte die letzte Position des im Juni 1974 in Dienst gestellten Supertankers Amoco Milford Haven. Eine der weltweit größten Ölkatastrophen begleitete den Untergang der „Haven“, deren Wrack in 80 Tiefe liegt und deren Aufbauten bis auf minus 35 Metern aufragen. Mittlerweile hat es zu einem anspruchsvollen Tauchziel entwickelt. Der Autorin Nina Zschiesche und UW-Fotograf Heinrich Mattensen gelang es, ein einmaliges Buch über die Haven zu gestalten, das nicht nur Tauchern als spannende Lektüre dient.

Autorin Nina Zschiesche

Fast auf den Tag 12 Jahre nach dem Untergang, hatte ich die erste Gelegenheit, die Haven persönlich zu betauchen. Und wie die Autorin selbst zu den unterschiedlichen Bedingungen schreibt, die man an diesem Tauchplatz im offenen Meer der Bucht von Genua antreffen kann, sind Frühjahr und Herbst eher schwierig, was Wetterlage (stürmische Winde), Strömung und Sichtweiten betrifft. Wir hatten stürmische Winde, Strömung und schlechte Sicht, weshalb die UW-Kameras erst gar nicht mitgenommen wurden. Umso größer ist die Freude über die Menge und Qualität der Unterwasseraufnahmen im vorliegenden Buch, die nicht eben mal mit ein paar Erkundungstauchgängen zu realisieren sind. Mehrere Hundert Tauchstunden und intensive dreijährige Recherche stehen hinter Nina Zschiesches Publikation. Die gründliche Arbeit der Autorin räumt mit lange Zeit kursierenden Gerüchten, Vermutungen und Unwahrheiten auf. Erstmals können Wrackfans und Wracktaucher die wirkliche Geschichte der Haven nachlesen und nacherleben.

Spannend erzählt die Autorin aus vielen kaum bis unbekannten Details zusammengestellt die Geschichte der Amoco Milford Haven. Der Weg zur Katastrophe war vorgezeichnet durch einen Schaden, den ein Raketentreffer im Golfkrieg anrichtete und dessen mangelhafter Reparatur. Auch zu den Gerüchten um die Ursache der verheerenden Explosion im Hafen von Genua, drei Tage vor dem Untergang, zieht das Buch einen Schlussstrich und vermittelt die wahren Sachverhalte.
In weiteren Kapiteln widmet sie sich zunächst dem Leben im Wrack und beschreibt eine ausführliche Sporttauchtour bis 40 Meter.
Danach geht sie der Sache auf den Grund, Ruder und Schraube führen bis minus 80 Meter, hier sind Mischgase im OC oder RB die Grundlage zur sicheren Gestaltung der Unterwasseraktivitäten.
Das Explosionsloch, ein Rundgang durch die Werkstatt und die Erkundung der Aufbauten (max 55 Meter) ziehen auf den nächsten Seiten in den Bann des Wracks. Aller Decks und die Brücke (37 Meter) werden in Wort, Bild und Plänen genau vorgestellt. Beim Heck wird’s wieder tiefer (60 Meter) und Mittschiffs sind 55 Meter angesagt. Um den Maschinenraum zu besuchen, dessen größte Tiefe bei 78 Meter liegt, sollte man sich ausführlich mit dem Seiten- und Querschnittsplan befassen. Erst dann begreift man die komplexen Zusammenhänge der unterschiedlichen Ebenen. Gerade diese Räumlichkeiten sind erfahrenen und gut ausgebildeten Wracktauchern vorbehalten.

Eine ausgezeichnete Idee ist insgesamt die Hinzufügung ausführlicher Grafiken und Pläne der einzelnen Decks mit genauen Tiefenhinweisen, für Tauchgangplanungen ein sehr wertvoller Hintergrund.

Fazit

In erster Linie erhalten Taucher mit Mischgasausbildung (Trimix oder advanced Nitrox) sowie User von Kreislaufgeräten wertvolle Informationen zur Gestaltung der Abstiege, da die Aufbauten erst bei etwa 35 Meter Tiefe beginnen. Wer hier bereits tauchte, wird auf einmal Zusammenhänge zwischen dem Gesehenen herstellen können und verstehen, was zuvor wahrgenommen aber nicht zugeordnet werden konnte. Jene, die die Haven erstmals besuchen wollen, können jetzt klare Ziele definieren und die Erkundung optimal planen. Einen Gesamteindruck von diesem riesigen Wrack, so wie im Buch abgebildet, zu bekommen, dürfte nur wenigen vorbehalten bleiben. Insgesamt eine spannende und höchst informative Buchproduktion.

Fakten

Titel: Das Wrack der Haven
Autorin: Nina Zschiesche
UW-Fotograf: Heinrich Mattensen
Zeisig Verlag
Hardcover
128 Seiten, 21 x 28 cm
121 Abbildungen und Grafiken
ISBN 978-3-00-055285-4
34,95 Euro
www.zeisig-verlag.de

Michael Goldschmidt

 

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