Eindeutig bewirken bereits über einen langen Zeitraum erfolgende menschliche Eingriffe an ihren Niststränden, dass die Population aller 7 Arten der Meeresschildkröten als stark gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht eingestuft werden müssen. Für Taucher sind die Begegnungen mit Meeresschildkröten tatsächlich magisch und sie bleiben ihnen stets in Erinnerung. Aber nur sehr wenige hatten auch die Gelegenheit für kurze Zeit einen Blick auf die von vielerlei Gefahren umgebene Kinderstube der maritimen Reptilien zu werfen, wenn sie ihr im Sand eingegrabenes Nest verlassen und den Weg zum Meer überwinden. Solvin Zankl hat das als Fotograf über und unter Wasser festgehalten, Sandra Striegel verfasste die umfangreichen Begleittexte.
Meeresschildkröten sind die Sympathieträger schlechthin und die Begegnungen mit ihnen unter Wasser können kaum gesteuert werden. Während Haie, Mantas oder Delfine immer wieder
Wir wissen tatsächlich mehr über die menschlich bedingten Anlässe (Umweltverschmutzung, Treibnetze, Fischerei, verbaute Niststrände, störende Lichteinflüsse, Eierdiebstahl), die zur besorgniserregenden Dezimierung aller Arten der Meeresschildkröten führten, als über ihr Leben nach dem Schlüpfen und der Geschlechtsreife. Hier fehlen Jahrzehnte.
Eiersammler, die rigoros alle erreichbaren Nester plündern, um die vielfach als Delikatesse geltenden Fortpflanzungsprodukte der Meeresschildkröten lukrativ zu verkaufen, stehen auf der Negativliste ganz weit oben. In vielen Ländern ist das im Rahmen ihrer Naturschutzgesetze verboten, doch wo kein Kläger, da kein Richter. Einzig in Brasilien ist schon seit Mitte der 90er Jahre die Organisation TAMAR, unterstützt vom Staat und der größten Mineralölgesellschaft Petrobras, aktiv und hat wirksame Programme entwickelt, erfolgreich aus Eiersammlern Schützer von Meeresschildkröten und deren Nachwuchs zu machen. Das sollte Vorbild sein für Staaten, die es immer noch gestatten, hier und da auch kontrolliert, die Eier von Meeresschildkröten dem Konsum zuzuführen.
Am Nachwuchs setzt der Bildband an, den Solvin Zankl in vielen Bildern portraitiert, fast noch im Ei, auf dem Weg ins Meer. Er zeichnet kein durchgängig verklärtes Bild, das, was den kleinen Reptilien an Gefahren droht, wird nicht ausgeklammert. Und das sind viele natürliche Interessenten, die sich einen Happen gönnen wollen.
Sieht man die kleinen Herden juveniler Meeresschildkröten, die übrigens gleichgeschlechtlich sind, denn die Bruttemperatur im Sandnest bestimmt das Geschlecht, kann man nicht glauben, dass die Populationen so stark gefährdet sind. Und das Meer erreicht zu haben ist auch kein Garant von Sicherheit. Vielleicht 3, 4 der Tiere werden ein geschlechtsreifes Alter erreichen. Erst dann werden wir sie wiedersehen oder als Taucher in einem magischen Moment unter Wasser erleben.
Das Hauptaugenmerk im Bildband ist also beim Nachwuchs, den nur ganz wenige je selbst beobachten konnten, begegnet man als Sporttaucher ja stets nur den ausgewachsenen Exemplaren. Doch auch jenen ist eine ausführliche Passage in Bild und Text gewidmet. Hier kann man sich mit den eigenen Erinnerungen wiederfinden, anhand der Abbildungen auch bestimmen, zu welcher Art die Meeresschildkröte gehört.
Wissenschaftlicher Arbeit widmet sich ein weiteres spannendes Kapitel von „Magie der Meeresschildkröten“ und ein Blick hinter die Kulissen der Produktion beim „Making Of“.
Fazit
Meeresschildkröten haben diesen Bildband mehr als verdient. Ihre Magie wird deutlich gemacht, vor allem auch, weil sie sich nach dem Schlüpfen völlig aus unserer Beobachtung entziehen und erst als ausgewachsene Tiere sichtbar werden. Sie haben die Saurier überlebt, nun zählt, dass sie die vielen negativen Übergriffe der Menschen überleben.
Magie der Meeresschildkröten | Delius Klasing SHOP (delius-klasing.de)
Michael Goldschmidt, Stiftungsbeitrat der Turtle Foundation 1999
Solvin Zankl, Delius Klasing