Hochwertige UW-Gehäuse Made in Canada tragen den Namen Aquatica. Nicht nur Kultkameras wie die Canon 5D MKIII werden von Aquatica für den harten Einsatz unter Wasser präpariert, doch für unsere Vorstellung der nordamerikanischen Gehäuseschmiede ist sie unser Pate. Hier kann gezeigt werden, wie deren vielfältige Funktionen auch beim abgetauchten Shooting genutzt werden können. Haptisch kein Knüller, funktionell jedoch absolut einwandfrei, das sei schon jetzt verraten.
Sicher kann man das Lager der Interessenten an einem adäquaten Body für deren Highend – Digitalkamera spalten, die einen wollen aufgabenorientiert eine zweckgerechte Lösung, die den Kameramöglichkeiten ebenbürtig ist, andere verlangen auch noch nach einem edlen Design, fürs eigene Ego. Aquatica entschied sich traditionell für robuste Funktionalität ohne Anspruch auf seidenmatte Oberfläche und augengefälliger Linienführung. Und das ist sicher nicht falsch, denn man ist mit dem Aquatica Housing uneingeschränkt in der Lage kreativ und professionell zu arbeiten.
Es gibt keine Kamerafunktion, die man mit den entsprechend nach außen geführten Drucktasten, Hebeln oder Drehknöpfen nicht einstellen könnte. Und um der Realität gerecht zu werden, wenigstens 1/3 der Tasten bräuchte man für die auf UW-Aufnahmen als Foto- oder Videodatei konzentrierte Aufgabe überhaupt nicht. Aber traditionell verlangt das Gros der Kunden die allumfassende Steuerung, ob unter Wasser sinnvoll oder nicht. Um sich Diskussionen vom Hals zu halten, warum das eine oder andere nicht anzusteuern sei, reagieren die Highend – Gehäusebauer schon seit langem mit einem Übermaß an Funktionalität. Dass das die Sache verteuert, steht auf einem anderen Blatt, doch soweit denkt die engagierte Kundschaft in der Regel nicht.
Das schwarze Housing ist aus seewasserfestem Aluminium gefräst, hart eloxiert und außen mit PU-Lack beschichtet. Zur individuellen Konfiguration mit Bodenplatten, optionalen Auftriebskörpern oder Zubehör sind 6 Gewindebohrungen an der Ober- und Unterseite vorbereitet. Zwei Nikonos – Blitzbuchsen an der Oberseite und zwei verschraubte Bohrungen für den Anschluss weiterer Blitze oder einer Videoverbindung für externen Monitor oder für Fernsteuerung lassen wahrlich keine Wünsche offen.
An den massiven Kunststoffhandgriffen werden die je nach verwendetem Blitz- oder Lampenarmsystem erforderlichen T-Nut Steine aufgeschraubt. Die Lösung der Armmontage auf den Handgriffen gefällt, denn so wird der Schwerpunkt der montierten Leuchtmittel etwas vom Gehäuse weg nach außen verlagert, das unterstützt das Handling. Für den Transport auf kleinstem Raum – Handgepäck im Flugzeug – ist es praktisch, die Handgriffe abschrauben zu können.
Die Gehäusehälften werden mit zwei klassischen Schnellspannverschlüssen verbunden.
Zwei Passstifte im unteren Rand des vorderen Gehäuseteils greifen in Bohrungen im Rückdeckel und sind beim Handling, den Body zu verschließen, behilflich.
Der O-Ring im Rückdeckel sitzt in seiner Nut recht tief, soll er zur Kontrolle und Pflege entnommen werden, ist ein entsprechend taugliches, stumpfes Werkzeug erforderlich.
Die Kamera wird auf einen Schlitten montiert, der mit einer gefederten Arretierung in seiner Endposition gehalten wird. Ein und Ausbau der Kamera ist spielend einfach. Zwei Durchführungen im Gehäuse entsprechend in Position gebracht, damit sie den Einschub nicht behindern, ist der erste Schritt. Den Schlitten am Stativgewinde der Kamera zu befestigen, der nächste. Dann wird die Canon 5D MKIII auf die Schlittenachsen geschoben, der Hotshoe aufgesteckt, fertig. Thema Blitzstecker oder Hotshoe, ein kleines Detail das gefällt. Damit der Hotshoe im Gehäuse ohne eingesetzte Kamera nicht nur irgendwo herumbaumelt, hat er eine Klettfläche, mit der er einfach fixiert werden kann.
Je nach Ausstattung der Port – Zwischenringe kann die Schärfe bei Festbrennweiten auch manuell gelegt werden. Die Veränderung der Brennweite ist bei Zoomobjektiven mittels optionalem Zahnring (am Objektiv aufzusetzen) möglich. Das entsprechende Rad zur Zoombedienung ist am linken oberen Gehäuseeck im Winkel von 45° positioniert und erlaubt das Handling mit dem linken Zeigefinger, ohne die Hand vom Griff lösen zu müssen.
Auf das Funktionswahlrad der 5D hat man durch ein kleines rundes Fenster auf der Oberseite des Bodys Einblick. Das hätte man sich aber sparen können, denn sämtliche Informationen, welches Belichtungsprogramm gewählt ist, sieht man auf dem großen Infomonitor (Fenster im Rückdeckel), über den sämtliche Kamerafunktionen gesteuert werden. Verändert man mechanisch das Belichtungsprogramm, wird das dort auch angezeigt. Auf ein Fenster, das den LC Monitor der Kamerafunktionen rechts oben an der Kamera anzeigt, hat man dagegen verzichtet. Das ist soweit auch in Ordnung, es gibt nur marginale Gründe, hier Einblick haben zu wollen, im Unterwassereinsatz schaut man hier eigentlich nicht drauf.
Die Ports von Aquatica sind aus Acrylglas. Ein sicher greifendes Bajonett verbindet Ports und Body. Außerdem ist eine Portarretierung im Gehäuse realisiert, was uns gut gefällt. Bei Wettbewerbsprodukten kann es ohne diese Arretierung zu einem unbemerkten Verdrehen des Ports vor dem Abtauchen oder im Flachwasser kommen. Dann ragt auf Tiefe die Sonnenblende in die Bildecken hinein, was wegen des Wasserdrucks dort nicht zu korrigieren ist.
Die Kreativitätszentrale, der Kamerasucher, braucht eine adäquate optische Lösung. Bei keinem Anbieter ist in der Grundversion ein Gehäusesucher montiert, der das Kamerabild und die darunter eingeblendeten Einstellungsinfos zufriedenstellend einzusehen erlaubt. Da steht Aquatica auch nicht hinten an. Die Sucherlinse des Bodys verkleinert das Bild des Kamerasuchers und die Funktionseinstellungen sind kaum wahrnehmbar. Deshalb wird man sich wohl von Anfang an für den optionalen Aqua Sucher oder den Aqua 45° Sucher entscheiden. Das ist kein ganz billiges Update, da stehen zwischen € 1145,- und € 1247,- zusätzlich im Raum, die sich allerdings lohnen. Diese Sucher sind auch an anderen Aquatica – Gehäusen verwendbar und wandern dann mit, wenn man sich eines Tages für eine andere Kamera, verpackt in einem Aquatica – Gehäuse entscheidet.
Die Einsatztiefe des Aquatica – Body liegt bei max. 90 Meter, optional kann auch eine Version für max. 130 Meter geordert werden, mit stärkeren Federn für die Drucktasten. Der Abtrieb im Meerwasser ist leicht negativ.
Im Rückdeckel ist serienmäßig ein Leckwarner eingebaut, der akustisch und mit einer rot blinkenden Diode im Monitorfenster auf sich aufmerksam macht.
Mit 7 Ports und diversen Extension Ringen bedient Aquatica alle Brennweiten, die für den UW-Einsatz relevant sind. Der Megadome ist aus Glas, verspricht beste Abbildungsleistung und stellt auch anspruchsvolle User zufrieden.
Praxis
Man hat bei Aquatica viel daran gesetzt, die Drücker und Hebel am Gehäuse so zu positionieren, dass sie der Lage am Kamerabody entsprechen. Das ist weitgehend gut gelungen. Somit ist das Handling binnen kurzer Zeit vertraut. Der Einbau der Kamera und das Procedere das Housing einsatzbereit zu machen, ist easy going.
Ohne die Hände von den Griffen zu nehmen, erreicht man alle wichtigen Funktionen für Foto- und Videoaufnahmen. Die Rückholfeder des Auslösers könnte stärker sein, damit man nicht so viel Gefühl für die Druckpunktnahme zur Focus- und Belichtungsspeicherung einbringen muss. Die Fingermulden der Griffe dürfen gerne etwas weniger stark ausgeprägt sein, dann passen Sie universeller zu unterschiedlichen Handgrößen.
Der Standardsucher kann nur recht einfachen Ansprüchen gerecht werden, die dem hochwertigen Kamerasystem nicht ebenbürtig sind. Das wurde aber schon angesprochen und ist ein leicht lösbares Problem.
Das eng um die Kamera gebaute Gehäuse ist gerade auch bei Flugreisen im Handgepäck nicht unangenehm raumgreifend. Die Verarbeitung ist tadellos und macht einen guten Eindruck.
Fazit
Insgesamt ist die Kombination Aquatica / Canon 5D MKIII eine professionelle Möglichkeit, mit hohem Anspruch unter Wasser Foto- und Videoaufnahmen zu realisieren. Robust, durchdacht und für das Handling auch unter schwierigen Einsatzbedingungen konzipiert, schließlich kommt das System aus Kanada, ist es nicht nur in tropischen Meeren zuhause.
Fakten
Hersteller: Aquatica
Material: Seewasserbeständiges Aluminium, hart eloxiert, PU beschichtet
Funktionsübertragungen: Alle Funktionen
Blitzbuchsen: 2
Vorbereitete Buchsen: 3
Portverriegelung: ja
Verschluss: 2 Schnellspannverschlüsse, arretiert
Sucher: verkleinernder Standardsucher, optional 2 Suchersysteme
Maße ohne Handgriffe
Länge: 145.00 mm
Breite: 350.00 mm
Höhe: 195.00 mm
Gewicht: 3 kg – ohne Port
Abtrieb Meerwasser: leicht negativ
Einsatztiefe: max. 90 Meter, optional max . 130 Meter
Preis: ca € 3059,- (genauer Preis auf Anfrage, Abhängig von Kursschwankungen)
Preise Ports: ca. € 322,- bis € 1754,-
Michael Goldschmidt