Man könnte meinen, die PIOVRA Rucksacktasche von Cressi verschlingt wie eine Krake alles Equipment, das fürs Training im Hallenbad oder für Tauchgänge im See / Meer grundsätzlich benötigt wird. Doch PIOVRA, die Krake auf Deutsch, hat noch mehr Hunger und ist nicht kleinlich in ihrem Inneren und außen angebracht weitere Ausrüstung an sich zu binden.
Für Freitaucher ist eine Rucksacktasche, die auch Flossen bis einem Meter Länge kompromisslos schluckt, dazu das fürs Training oder den Freiwassereinsatz erforderliche Zubehör, wie heißt es so schön – „alternativlos“. Mit entsprechenden Angeboten ist der Markt nicht gerade überschwemmt. Deshalb musste für mich längere Zeit eine Rucksacktasche eines anderen auf Freediving spezialisierten Labels verwendet werden, weil Cressi wohl erst einmal abwartete oder schlicht den Markt beobachtete, um in einem eigenen Produkt nicht die Fehler anderer Anbieter zu spiegeln.
Was soll denn bitteschön alles in einer Rucksacktasche für Freitauchequipment hineinpassen? Ich sehe das aus den Augen einer Apnoe TL, die für das Training im Bad und für Aktivitäten im Freiwasser alles dabei haben möchte, was wirklich gebraucht wird.
- Freitauchflossen mit langem Blatt (Cressi Impulse)
- Monotrainingsflossen Foil von Finis
- Maske (meistens 2 als Backup)
- Schnorchel
- Halsblei (für Streckentauchen, bis 2,5 kg)
- Actioncam für Trainingsbeobachtung
- Anzug
- Trockensack für nassen Anzug usw. nach dem Training
- Poncho zum Umziehen
- Handtuch
- Diverse Kleinteile (Schwimmbrille, Nasenklammer für Statik)
Das ist eine recht übersichtliche Aufzählung, doch die praktische Erfahrung beweist, dass mit dieser Liste andere Produkte an ihre Grenzen stoßen, die PIOVRA hat damit aber noch lange nicht ihren Krakenbauch gefüllt.
Es ist ein gutes Gefühl, dass in der Cressi Rucksacktasche noch einiges verstaut oder außen angebracht werden kann, denn laufend muss weiteres Testequipment mit ins Wasser und da hat sogar noch ein zweites Paar Freitauchflossen Platz gefunden.
Dass die dem Hauptfach aufgesetzte Tasche innen nach Art einer Kühltasche temperaturisoliert ist, generiert einen besonderen Pluspunkt. Ein paar mitgeführte Lebensmittel, ein Getränk bleiben kühl, Schokoriegel als Energiespender schmelzen nicht und das alles als durchdachtes Extra.
Diverse Bungeebänder und ein D-Ring außen an der PIOVRA nehmen unkompliziert weitere Ausrüstungsteile auf, da habe ich unter anderem bereits eine große Monoflosse sicher angebracht. Um das Volumen der Tasche während des Transports rückennah zu konzentrieren und um die Reißverschlüsse der beiden Fächer zu entlasten, sind beidseitig zwei verstellbare Gewebebänder mit Schnallen angebracht.
Ein Raumwunder zu sein, ist die eine Sache, aber wie komme ich mit der PIOVRA auf dem Rücken nach einem Fußmarsch von 1,3 Kilometern vom Parkhaus bis zum Olympiabad in München, dem Trainingsort, schließlich an?
Kurze Antwort: Entspannt. Die Gurte sind echte Rucksackgurte, gepolstert, einfach längenverstellbar und mit einem Brustgurt zusammengehalten. Das bis dato verwendete Referenzmodell von Omer hatte lediglich schmale Textilgurte ohne Brustgurt, eine Lösung, die sich nur für wenige Meter Fußmarsch eignet. Muss die PIOVRA nur auf kurzem Weg getragen werden, erleichtert das ein seitlicher Handgriff.
Darfs denn auch nass werden, nach dem Training, dem Freiwassertauchgang, auf dem Weg zurück in normaler Kleidung? Am Hintern, dem Rücken, der Hose? Da ist die PIOVRA raus aus dem Spiel, denn da tropft nichts aus ihrem Innenfach, denn ein belüftendes Gittergeflecht ist am Hauptfach seitlich mit Abstand zum Boden eingearbeitet, was in erster Linie auch keine entwässernde Aufgabe hat. Das Vergleichsprodukt beschränkt sich auf Entwässerungsösen am Ende der Tasche, die beim Weg zurück zum Parkhaus, 1,3 Kilometer, die Zeit zur Ent- und Bewässerung am Rucksackträger nutzen.
Fazit
Da haben sich mit unseren Cressi Kraken Taschen mindestens 30 Einsätze und entsprechend 78 Kilometer Fußmarsch mit der PIOVRA auf dem Rücken angesammelt. Von da her gibt es ein unbedingt empfehlenswert. Und um einen möglichen Irrtum auszuschließen, die PIOVRA bedient auch User ohne speziellem Freitauchequipment. Allerdings könnten zwei Punkte verbessert werden: Der Ansatz des Brustgurts wäre ein paar Zentimeter tiefer auch für Apnoetaucherinnen als User von Vorteil und die verwendeten Zipper könnten kurvenfreundlicher sein.
PIOVRA XL
- Volumen ca. 85-90 ltr.
- Gewicht 1,6 kg.
- Abmessungen ca. 112 x 30 x 30 cm
- Hauptfach – Zipper mit optionalem Schloss zu versehen
- Reflektierender Druck auf Aussentasche
- Preis uvb. € 109,-
Petra Ney
Cressi