Wo ist Dr. Ralf Busch? Am 1O. Oktober 2021 veröffentlichte er seinen letzten launigen Post auf FB, am 19. Oktober seine Statusmeldung: „St. Elisabeth KH Köln, WLAN, ich bin drin…“ Am 23. Dezember sein letztes Lebenszeichen: „Euch allen besinnliche Tage und Danke für so viel…“ Und heute am 1. April 2022 die bestürzende Nachricht, dass uns Ralf verlassen musste. Schockstarre.
Ralf und ich sind uns leider nie persönlich begegnet, FB hatte uns zusammengeführt, ein geplantes Meeting zur boot 2021 fiel aus wie auch die Messe selbst. Darauf gab es im Laufe des Jahres eine persönliche Einladung zu uns nach Südbayern zum Tauchen, Kochen und das Leben genießen. Das Schicksal hat sich dagegen entschieden und so bleibt nur noch der im
Chatarchiv festgehaltene umfangreiche Gedankenaustausch, bei dem es um ein bisschen Tauchen ging aber häufig ums Kochen, bayerische Spezialitäten und Musik.
Was bleibt als erstes in Erinnerung, lasse ich mein Bild von Ralf revuepassieren? Unser Humor war auf gleicher Wellenlänge, 1:1. Seine freundschaftliche, ehrliche Art beeindruckte mich sofort und bleibt einfach unvergesslich. Mit seinem Rat konnte ich letzte Zweifel an einer Covidimpfung fallen lassen. „Nimm, was du kriegen kannst“, gesagt und getan. Bereut habe ich es nicht.
Das Universalgenie in Ralf hat mich immer wieder ins Staunen versetzt und begeistert. Mechanik, Elektrotechnik und Elektronik kamen ins Spiel, versagte irgendeine Gerätschaft in seinem nahen Umfeld den Dienst. Unreparierbar, ein Wort, das in Ralfs Sprachschatz definitiv fehlte. Mit absoluter Sicherheit identifizierte er das Problem, benannte das erforderliche Ersatzteil und machte sich auf die Suche, nach einer Lieferquelle. Eine nicht immer ganz einfache Angelegenheit im Zeitalter der Wegwerfgesellschaft. Was als mechanisches Ersatzteil nicht mehr aufzutreiben war, wurde selbst angefertigt.
Es gibt so viele Angehörige der Tauchsportszene, vom einfachen Sporttaucher über Tauchlehrer, Tauchmediziner, Reiseveranstalter, Journalisten und, und, und, die über die Grenzen Deutschlands hinaus, seinen Rat suchten. Ralf war mittendrin und hat unauffällig vieles positiv beeinflusst.
Muss da überhaupt noch erwähnt werden, dass er als TL**** unzählige Schüler ausgebildet und begleitet hat, ob Sporttaucher oder Instructor, die in ihr Taucherleben genau das mitnahmen, was Ralf ihnen in seiner persönlichen, freundschaftlichen Art vermittelte? Ein Stück Unsterblichkeit lässt sich hier erahnen.
Mit Leib und Seele hatte er sich der Hyperbarmedizin verschrieben. Bei Medical Helpline Worldwide & aqua med war er beratend tätig und es kam auch vor, dass Doc Ralf Busch als direkter Ansprechpartner einen Notfallanruf bei aqua med entgegen nahm. Als Arzt war selbständig, dazu leitete er das Druckkammerzentrums Köln/Bonn bis zuletzt und war auch als Notarzt unterwegs.
Erst im Spätsommer 2021 war Ralf von Köln in die am südwestlichen Stadtrand angrenzende Gemeinde Hürth gezogen. Nicht seine bevorzugte Wohngegend, doch er würde sich mit der Zeit arrangieren, so sein Kommentar. Der Balkon war seiner Begeisterung der Chilisoßen – Produktion entsprechend vorbereitet und das Musikzimmer mit hochwertigster Digitaltechnik für sein leidenschaftliches Orgelspiel eingerichtet. Es blieb ihm letztendlich kaum Zeit, sich in der neuen Umgebung zu orientieren.
Im Dom zu Köln konnte er immer wieder die eine oder andere Orgel bespielen, was ihm genauso wichtig war, wie seine beruflichen Aufgaben als Arzt und Tauchmediziner. Keine Anfrage zu tauchmedizinischen Themen war ihm zu gering, dass er sie nicht beantwortet hätte, abseits einer Sprechstunde und Kostennote.
Fasse ich alle intensiv von Ralf gelebten Aktivitäten und seine Kontaktpflege zusammen, kann ein Tag mit nur 24 Stunden ohne Mittagspause eigentlich nicht dafür ausgereicht haben. Und dabei war er immer gut gelaunt und positiv gestimmt. Chapeau.
Egal, wo du jetzt bist lieber Ralf, dir soll es dort auf keinem Fall an Metbrötchen mit Zwiebeln fehlen, ersatzweise mit einer Scheibe „ganz dünn geschnittenem“ Fleischkäse, in den Pausen beim Orgelspiel. Dein an so vielen Dingen reiches Leben dauerte nur knapp 57 Jahre. Und du fehlst total.
Diese beeindruckende Vita hat Ralfs alter Freund Robby Schropp für unser Magazin zusammengetragen:
Dr. Ralf Busch, war Arzt, Tauch- und Überdruckmedizin, Sportmedizin, Reisemedizin etc,…
Inspiration und erste Tauchausbildung (zuvor als Autodidakt ohne Papiere unter Wasser) beim DUC Köln bis VDST Gold und
dann weiter bis zum Übungsleiter, kurzer Schwenk zu PADI und Ausbildung zum Divemaster, letztlich TL-Ausbildung bei PDIC-USA und schlussendlich bei der IDA bis zum TL***.
Nach Jahren Ernennung zum TL****, ,,DAN Instructor Trainer“, jetzt Crossover-Examiner und Vizepräsident der IDA mit dem Schwerpunkt Tauchmedizin und internationale Kontakte (RSTC, ABRE, ITLA etc.).
Als Arzt frühzeitig Festlegung auf die Tauch-und Hyperbarmedizin, von 2000 bis 2007 ärztlicher Leiter des Druckkammerzentrums in Kassel, seit 2007 bis heute Geschäftsführer und ärztlicher Leiter des Druckkammerzentrums Köln/Bonn.
eCCR Instructor, doch immer auch wieder gerne mit Nitrox 21 in heimischen Gewässern unterwegs.
Schon früh kam der Ruf in die Hotline Riege des VDST von Hanjo Roggenbach, seit vielen Jahren auch für das Medical Board von aqua med tätig. Dort lag sein Tätigkeitsschwerpunkt in der Abwicklung komplexer Fälle, insbesondere auch aus dem Tec-Bereich.
Seit einigen Jahren als Mitinitiator der Initiative „Ein Herz für Taucher“ mit dem Projekt AED an frequentierten Tauchplätze befasst…
Doc Ralf Busch * 8.6.1965, † 31.03.2022
Michael Goldschmidt, Robby Schropp
Dr. Ralf Busch, privat, FB