Am 4. Januar 2023 ging ein erfülltes Leben mit allen Hoch- und Tiefpunkten zuende, Bob Hollis starb im Kreis seiner Familie. Wer war dieser erfolgreiche Unternehmer und Entwickler von hochwertigen Produkten für Sport- und Technische Taucher?
Bob Hollis wurde am 25 April 1937 in Orland, Kalifornien geboren. Mit 18 Jahren, 1955, nachdem er einen Artikel über Unterwasserforschung in Popular Mechanics gelesen hatte, war sein Interesse für das Tauchen geweckt. Nach ersten Taucherfahrungen wurde Bob von der Unterwasserwelt nahezu besessen.
Schon zu dieser Zeit war Bob Hollis mit seinen Aktivitäten in der jungen Tauchszene so angesehen, dass er in den Beirat der Unterwasserparks und -reservate (California State Parks Department) berufen wurde, wo er bei der Erkundung der Küste und der Identifizierung zukünftiger Naturschutzgebiete half, darunter Point Lobos, La Jolla und der Salt Point State Park.
Als echter Unternehmer erkannte Bob Hollis, dass die damals verfügbare Tauch- und Fotoausrüstung nicht seinen Bedürfnissen entsprach, und er machte er sich daran, seine eigenen Produkte zu entwickeln. All dies geschah, während Bob weiterhin die Schule für Wirtschaft und Technik besuchte und bei Standard Oil arbeitete, um seine junge Familie zu versorgen.
1966 eröffnete Bob Hollis den Tauchshop Anchor Shack in Hayward, Kalifornien, und startete mit dem Bau von Unterwasserkameragehäusen, Blitzgeräten und Handleuchten, die als Ausgangspunkt für seine Firma Oceanic dienten.
1976 hatte Bob Hollis dann das Oceanic Angebot an Tauchtechnik so weit vorangetrieben, dass die Marke Oceanic schließlich zum führenden Unternehmen in der US Tauchergemeinschaft wurde.
Im Laufe seines Lebens gründete Bob Hollis viele Unternehmen, darunter American Underwater Products, Pelagic Pressure Systems (Tauchcomputer), ROMI Enterprises und die renommierten Tauchmarken Oceanic, Hollis und Aeris.
Oceanic stand von Anfang an für die Highend – Linie von Atemreglern, Instrumenten, Jackets, ABC und Anzügen, Aeris war das hochwertige Eintrittslevel, Hollis war kompromisslos auf die Bedürfnisse von technischen Tauchern ausgerichtet, inklusive Rebreathern.
Mit seiner Erfahrung half Bob Hollis 1978 bei der Entwicklung eines Unterwasserhabitats für das Sättigungstauchen am legendären Schiffswrack der Andrea Doria. Das System wurde bis zu sieben Tage lang in einer Tiefe von 80 Metern am Wrack befestigt, so dass Taucher das Wrack mehrere Tage lang erkunden konnten, ohne auftauchen zu müssen.
Die Andrea Doria war ein 1953 gebautes italienisches Passagierschiff, das am 26. Juli 1956 auf dem Weg nach New York vor der Küste von Nantucket mit dem Kombischiff Stockholm kollidierte und sank. Nachdem sich die Tauchtechnik weiterentwickelt hatte, zog es später eine Reihe von risikobereiten Tauchern zur Wrackstelle im offenen Meer, in der Hoffnung, irgendetwas Wertvolles bergen zu können. Die wenigsten konnten sich das mittlerweile verfügbare Mischgas leisten, die Andrea Doria forderte unter den Tauchern deshalb eine ähnlich große Menge an Opfern, wie der Untergang selbst, rund 46.
Bob Hollis verzeichnete mehr Tauchgänge als jeder andere auf dem Wrack und diente 1981 als Unterwasserfotograf für den landesweit ausgestrahlten Film „Andrea Doria: The Final Chapter“, der das Ziel des Teams beschreibt, den Tresor sicher von dem berühmten gesunkenen italienischen Ozeandampfer zu bergen.
Neben der Entwicklung von Foto- und Tauchausrüstung war Bob Hollis auch für die Leitung einiger der ersten Tauchreisen nach Cozumel, auf die Bahamas, auf die Jungferninseln, nach Belize, auf die Halbinsel Yucatan und auf die Galapagos-Inseln verantwortlich. Er führte auch Touren zum abgelegenen Ziel Papua-Neuguinea, wo er später ein Tauchresort für andere Unterwasserenthusiasten baute.
Im Laufe seiner Karriere erhielt Bob viele Auszeichnungen, darunter den NOGI Award, den DEMA Reaching Out Award und er wurde in die Scuba Diving Hall of Fame aufgenommen.
Der Wandel in der Tauchsportszene, Wirtschaftskrisen und unternehmerische Fehlentscheidungen machten der von Bob Hollis gegründeten Unternehmensgruppe etwa um das Jahr 2010 sehr zu schaffen. Das Label Aeris wurde eingestellt, seine mittlerweile im Unternehmen Verantwortung tragenden Söhne hatten nicht das Gespür und die Innovationskraft des Vaters, ein für das Europageschäft eingesetzter Geschäftsführer hatte wohl eher eigene Interessen im Fokus.
Bob Hollis musste miterleben, wie sein großartiges Lebenswerk Stück für Stück an Substanz verlor.
Oceanic und Hollis leben mittlerweile weiter unter der Regie von HUISH Outdoors, einem Investor, der eine Reihe von Tauchsportlabels aus Amerika, Kanada und England in sein Portfolio einbrachte.
Bob Hollis, sein letzter Wunsch anlässlich seiner Beerdigung: Anstelle von Blumen spenden Sie bitte an eine Wohltätigkeitsorganisation zum Schutz der Meere.
Michael Goldschmidt
Bob Hollis privat / Facebook