Was ist Sidemount?

Kaum ein Begriff in der Tauchsportszene ist hierzulande mit falschem Hintergrundwissen so schlecht charakterisiert worden

Was ist Sidemount

Was ist eigentlich Sidemount? Kaum ein Begriff in der Tauchsportszene ist hierzulande mit falschem Hintergrundwissen so schlecht charakterisiert worden. Als Sidemount vor einigen Jahren aus USA kommend für kurze Zeit die deutschen Tauchsportmedien beschäftigte, war es als „Monkey Diving“ kurzum in eine eher lächerliche Ecke gestopft worden. Völlig zu Unrecht.

Langsam kommt Fahrt in die Sidemount – Szene. Seit wenigen Jahren bieten nun auch einige Hersteller von Sporttauchprodukten entsprechendes Equipment an. Dazu gehört das Tariersystem mit den D-Ringen und Gummibändern zur Anbringung der Flaschen und modifizierte Atemregler, um der vom Backmount abweichenden Schlauchführung gerecht zu werden.
Um Interessierten das Sidemounttauchen im Rahmen eines eintägigen Workshops mit Theorie und Praxis nahe zu bringen, schreibt Florian Eschenlohr, unterstützt vom US Label Hollis, mehrmals jährlich einen entsprechenden Event aus. Veranstaltungsort ist die Ruderregatta in Oberschleißheim bei München.
Florian Eschenlohr ist vom Sidemounttauchen völlig überzeugt und trägt schon länger keine Flasche mehr auf dem Rücken. Er hat für sich die Vorteile dieser Variante der Ausrüstungsgestaltung klar erkannt. Über Wasser schleppt man weniger schweres Material, was die Belastung der Wirbelsäule deutlich reduziert. Da man meistens mit zwei Flaschen taucht, hat man zwei unabhängige Systeme zur Verfügung, was der Tauchsicherheit zugutekommt. Die Ventile werden mühelos erreicht, ein Abblasen wird problemlos beherrscht. Die üblicherweise verwendeten Aluflaschen haben nahezu keinen Abtrieb, was in Verbindung mit dem auf dem Rücken befindlichen Gewichtssystem eine optimale Tauchlage fördert. Die seitlich, körpernah getragenen Flaschen wirken sich positiv auf die Aquadynamik aus, was auch mit einem geringeren Luftverbrauch einhergeht. Unter Wasser kann man schwebend jede beliebige Position einnehmen, ob auf die Seite gedreht, auf dem Rücken liegend, Kopfstand machend, die Donutblase im Tariersystem macht das spielerisch möglich. Nach dem Tauchgang legt man die Flaschen am Ufer ab und verlässt man das Wasser auch in schwierigem Gelände problemlos.
Das ist eine Auswahl an Vorteilen, die jeder Sidemounttaucher mit weiteren persönlichen Eindrücken ergänzen kann.
Leider hat man sich im Fachhandel vielerorts zum Thema Sidemount kaum kompetent informiert, weshalb gerade auch dort eine Menge Gerüchte und Halbwahrheiten kursieren. Klar, dass deshalb bei vielen Tauchern aller Ausbildungsstufen kaum Interesse besteht, sich die Sache mal auf die Haut kommen zu lassen.
Eine die Sporttaucher abschreckende Meinung ist, so Florian Eschenlohr, Sidemount dem technischen Tauchen zuzuschreiben. Richtig ist vielmehr, dass Sporttaucher die eigentliche Zielgruppe sind. Natürlich wurde das eine oder andere aus dem Umfeld des technischen Tauchens adaptiert, was sich in erster Linie an der Konfiguration der Mittel- und Hochdruckschläuche zeigt.
Der anfänglich größte Unterschied zum Tauchen mit einem herkömmlichen ADV – Jacket und einem Tank auf dem Rücken, ist die auf den einzelnen User abzustimmende Ausrüstung. Eine Sidemount – Ausrüstung ist zu 100% für den damit Tauchenden konfiguriert. Mal eben das Equipment einem Kumpel zu leihen, ist nicht. Die Befestigungspunkte der Flaschen müssen individuell angepasst werden, damit sie optimal am Körper anliegen. Dazu sind die D-Ringe an den Schultergurten und am Bauchgurt links und rechts identisch zu platzieren und das Rigging an den Flaschen entsprechend abzustimmen. Hat man das mit Hilfe eines Buddys möglichst genau erledigt, wird die erforderliche Bleimenge im Gewichtssystem auf dem Rückend gleichmäßig verteilt. Bei Hollis stehen dafür 6 Bleitaschen zur Verfügung, mit genügend Volumen auch Trockentauchanzüge zu kompensieren.
Hat man soweit alles erledigt, dürfte die Anpassung des Equipments zu 90% erfolgreich abgeschlossen sein. Weitere Feinjustagen ergeben sich dann aus den Erfahrungen der dann folgenden Tauchgänge. Das ist dann idealerweise ein Mix aus eigenen Beobachtungen und dem Feedback erfahrener Sidemount – Buddys.
Bei den Schlauchlängen gibt es zwei unterschiedliche Maße. Üblicherweise hat der Regler an der rechten Flasche einen Mitteldruckschlauch von 2,10 Metern, entlehnt dem technischen Tauchen, der zum großen Teil mit Gummibändern an der Flasche gehalten wird. Dieser Longhose hat sich für die Luftversorgung eines Tauchpartners, nicht nur in Höhlen oder Wracks, bewährt. Der Regler an der linken Flasche dürfte mit einem Mitteldruckschlauch von 90 Zentimetern passend konfiguriert sein, doch das muss man für sich testen. An beiden ersten Stufen montiert man noch Finimeter mit kurzen Hochdruckschläuchen, wie sie an Stageflaschen üblich sind. Die Länge des Inflatorschlauchs hängt ebenfalls von verschiedenen Faktoren ab wie Körpergröße und Art des Inflators.
Taucht man vom Ufer aus, legt man bequemerweise die Flaschen im Wasser stehend an. Während des Tauchgangs wechselt man die Flasche, aus der geatmet wird, nach einem Druckabbau von 25 oder 50 bar. So bleibt das Gleichgewicht erhalten.

Was wird benötigt für Sidemount – Tauchgänge

Im Workshop von Florian Eschenlohr werden die Teilnehmer mit Equipment von Hollis ausgestattet. Hollis ist zwar das auf Technische Taucher ausgerichtete Label von OCEANIC, damit wird aber in erster Linie die hohe Entwicklungskompetenz zum Ausdruck gebracht.
Für alle gängigen Tauchvorhaben empfiehlt Florian Eschenlohr zwei Aluflaschen mit 7 Liter Volumen und Monoventil, solls länger oder tiefer gehen, kann man auch zwei Aluflaschen mit 80 cuft, etwa 11,6 Liter Volumen, anhänge . Vorhandene Regler können nach entsprechender Adaption bezüglich Schlauchlängen und Swivelgelenk weiter verwendet werden. An den ersten Stufen wird nur eine zweite Stufe, kein zusätzlicher Oktopus verwendet. Zwei Finimeter und zwei Riggingkits kommen noch dazu und natürlich das Tariersystem mit Bänderung und Bleitaschen.
Und wenn Sie nur mit einer Flasche tauchen, dann benötigen Sie ein Ausgleichsgewicht.
Vorhandene Stahlflaschen passender Volumina könnten verwendet werden, aber man nimmt sich wegen deren großen Abtriebs einige Vorteile des Sidemountsystems.