Test – Sehen unter Wasser

unter Wasser sehen, Tauchausrüstung, Tauchermaske

Wenn bei den vielfältigen Untersuchungen auf dem Weg zur Tauchtauglichkeitsbescheinigung der Programmpunkt “Sehschärfe” eher eine untergeordnete Rolle spielt, darf doch nicht übersehen werden, dass eine ausreichend korrigierte Fehlsichtigkeit erst die Voraussetzung für sicheres Tauchen unter Wasser und eine sichere Rückkehr ins Tauchboot oder an die Einstiegsstelle darstellt. Masken mit korrigierten Gläsern oder Kontaktlinse, beides sind heute geeignete Mittel der fehlenden Sehschärfe zu begegnen. 

In welchen Entfernungen muss ein Taucher gut sehen können?

a) Auf grosse Entfernungen, um an der Oberfläche sein Tauchboot oder die Einstiegsstelle, gegebenenfalls einen weiter entfernt schwimmenden Tauchpartner erkenn zu können.

b) Auf etwa 1m bis 5m, um unter Wasser mit dem Tauchpartner kommunizieren zu können.

c) Im Nahbereich, um die Instrumente inklusive einer Dekotabelle sicher ablesen zu können.

Diese kleine Übersicht macht deutlich, dass man auch beim Tauchen in allen Entfernungsbereichen gut sehen können muss. Dazu ist zu berücksichtigen, dass unter Wasser besonders der Gesichtssinn, also das Sehen, als Orientierungshilfe erster Ordnung einzustufen ist, da der Hörsinn auf Grund der höheren Schallgeschwindigkeit unter Wasser ganz ausfällt. An der Oberfläche wird die akustische Wahrnehmung außerdem durch Neoprenkopfhauben und Wasser in den Gehörgängen eingeschränkt.

Man wird wohl kaum eine Tauchbasis weltweit finden, in der Sehprobentafeln an der Wand hängen, um nebenbei einen Sehschärfetest seiner Gäste durchzuführen. In der persönlichen Verantwortung sollte aber auch die Frage nach der ausreichenden Sehleistung liegen. Aus Sicht des Spezialisten Rainer Holland wird nicht verlangt, dass eine Sehschärfe von 100% vorliegt, 50% auf die Ferne und mittlere Entfernung müssen sein. In der Nähe reicht es aus, die Instrumente ablesen zu können. Zum Vergleich, beim Führerschein – Sehtest müssen 70% erreicht werden.

Doch der visuelle Eindruck ist der Hauptgrund, warum man überhaupt taucht, so dass an sich hier alles dafür getan werden sollte, die Welt unter Wasser über den Gesichtssinn erleben zu können. Unter welchen Voraussetzungen kann man ohne Korrekturen in die Tiefe gleiten? Ausgehend von der bereits beschriebenen Grenze von 50% Sehleistung gilt als Grenzwert für beidseits Kurzsichtige eine an sich notwendige Korrektur von 1 dpt (Dioptrie) bzw. für jugendliche Weitsichtige von etwa 4dpt, die ohne entsprechende Masken oder Contactlinsen tauchen können. Vom Prinzip her ist eine solche Einteilung aber wenig sinnvoll, da nicht die Größe der Fehlsichtigkeit, sondern die erreichte Sehschärfe das entscheidende Kriterium darstellt – vergleichbar mit einem Gewichtheber, bei dem nicht die Größe seiner Muskeln, sondern das gehobene Gewicht entscheidend ist.

Reicht die Sehschärfe nicht aus, so sind Korrekturen über optische Tauchmasken oder Kontaktlinsen möglich.

Korrigierte Tauchmasken

Die Begrenzung der Maskengläser zum Wasser muss eine Planfläche sein, damit über und unter Wasser die gleichen optischen Ergebnisse erzielt werden. Es werden Korrektionsgläser mit planen Vorderflächen verwendet oder man klebt solche Gläser auf die Innenseiten von Tauchermasken.

Der häufigste Weg eines Tauchers ist der Gang ins Tauchgeschäft. Für eine Auswahl von Zweiglasmasken hält der Handel standardisierte Korrekturlinsen für Kurzsichtige, also mit Minuswerten, bereit. Man gibt also an, man benötigt links -4,5 und rechts -3,25. Der Verkäufer sucht nun Gläser – 4,5 und – 3,5 oder -3,0. setzt diese in die Maske ein und die Welt scheint in Ordnung. Vielleicht wurde sogar ein Brillenpass vorgelegt, doch die Identifizierung der verschiedenen Zahlenwerte überfordert verständlicherweise einen Tauchsportartikel-Verkäufer. Vom Optiker oder Augenarzt ermittelt finden sich in solch einen Dokument Werte für den übergroßen Abstand vom Auge zum Maskenglas, der Augenabstand, Zylinder, Achse und Prisma, die im Tauchsportgeschäft großzügig unter den Tisch fallen.

Besser versorgt sie der Augenoptiker, der die speziellen Anforderungen für die Korrektur von Tauchmasken kennt, eine optimale Anpassung vornehmen kann und auch ein größeres Sortiment an Tauchmasken, speziell geeignet für Brillenträger, führt.

Der Verkauf von Korrekturgläsern im Tauchsportgeschäft – wie auch der Leserbrillen im Supermarkt – ist nicht unumstritten. Um die Gesellenprüfung im Optikerhandwerk abzulegen – der Optikermeister hat heute in der Regel sogar ein mehrjähriges Fachstudium absolviert – sind normalerweise 4 Ausbildungsjahre erforderlich. Daraus erkennt man den hohen Anspruch an das Können der mit der Augenkorrektur befassten Berufsgruppe, die nicht einfach durch ein paar Linsen, die im Tauchshop montiert werden, gleichgesetzt werden kann.

Einige Probleme lassen sich aber bei korrigierten Tauchmasken auch aus der Hand des versierten Optikers grundsätzlich nicht abstellen: Der große Abstand der Maskenscheibe, der die Eigenvergrößerung (Weitsichtige) oder Verkleinerung (Kurzsichtige) der Gläser beträchtlich werden lässt. Die Verzerrungen durch zylindrische Gläser werden ebenfalls größer.

Die ungünstigen Abbildungseigenschaften der Gläser durch die Planflächen sind bei höheren Pluswerten (Weitsichtige, die konvexe Linsenseite ist dem Auge zugekehrt) erheblich. Ab + 3,0 dpt ist eine solche Maske nicht mehr akzeptabel. Die ohnehin vorhandene Einschränkung des Gesichtsfeldes wird unter Umständen noch kleiner. Der verwendete Kleber kann schlierig sein, Blasen enthalten oder sich partiell lösen. Alle Punkte können zum Teil erhebliche Sehstörungen verursachen.

Es sollte ein Augenoptiker aufgesucht werden, der sich mit solchen Tauchermasken wirklich gut auskennt.

Grundsätzlich könnte man auch ein Brillenmittelteil mit Gläsern in der Tauchmaske befestigen. Die Optischen Ergebnisse sind sehr gut. Nachteile sind der geringe Platz in einer Maske, der eine Montage oft nicht zulässt und das Problem des Beschlagens und der komplizierten Reinigung.

Die Bewegungsfreiheit eines Tauchers mit Korrektionsmaske vor den Augen ist an Land behindert, das das Gesichtsfeld stark eingeschränkt ist.

 

Kontaktlinsen unter der Tauchermaske

Alle Nachteile der korrigierenden Masken gibt es beim Tragen von Kontaktlinsen nicht. Die Linsen simulieren gleichsam das Sehen ohne Sehfehler.

Warum werden beim Tauchen selten Kontaktlinsen getragen? Über viele Jahre hinweg haben sich eine Reihe hartnäckiger Gerüchte gebildet, die nicht haltbar sind. An erster Stelle wird genannt, dass die Linsen angeblich unter Wasser verloren gingen. Weiters könne man die Maske nicht ausblasen. Zum Schluss wird behauptet, der hohe Wasserdruck würde die Linsen zu sehr ans Auge pressen und unter stabilen (festen) Linsen würden sich kritische Gasblasen bilden

Zu These 1:

Dem Gerücht nach werden alle, aber besonders stabile Kontaktlinsen leicht im Wasser verloren oder bringen andere Probleme. Dieses ist sicherlich dann richtig, wenn man einen Leistungsschwimmer mit Linsen. aber ohne Schwimmbrille ausrüstet. Die hohen Turbulenzen, die beim Durchpflügen des Wassers entstehen, können alle Linsen aus den geöffneten Augen spülen. Einen Windsurfer dagegen kann man gut mit Linsen ausrüsten, da er beim Sturz ins Wasser reflektorisch die Augen schließt.

Beim normalen Baden kann jede Art von Kontaktlinsen benutzt werden, wenn der Träger lediglich daran denkt, bei einer Wasserschlacht oder

unter Wasser die Lider leicht zuzuziehen. Die Lider liegen dann sicher auf den Linsen und halten diese auch im Wasser fest. Das gleiche gilt für einen Taucher beim Training oder beim Tauchgang. Es wurde von Rainer Holland initiiert und überwacht mit verschiedenen Arten von Linsen das Streckentauchen mit Gerät aber ohne Maske durchgeführt. Bei zu Schlitzen zugezogenen Lidern wurde auf der 50m Strecke keine Linse verloren. Lediglich bei normal geöffneten Augen wurde eine stabile Linse verloren. Dieser Taucher litt aber zu dem Zeitpunkt an einer Gesichtsnervenlähmung, so dass der Lidschlag behindert war. Da die 50m – Strecke der maximalen Auftauchstrecke eines Tauchers entspricht, sind diese Versuche sicherlich aussagekräftig. Ein ähnlicher Versuch mit weichen Linsen erbrachte die gleichen Ergebnisse. Sogar eine längere Zeit zurückliegende Umfrage einer Tauchzeitschrift bestätigte diese praktischen Erkenntnisse. Das bedeutet, der wissende Taucher hat seinen Vorteil, der unwissende Taucher dagegen sein Vorurteil.

Mit einem einfachen Versuch kann man zuhause feststellen, wie verlustsicher Linsen sind. In einen großen Behälter wird Wasser gefüllt und der Kopf hineingetaucht (evtl. Schnorchel und Nasenklemme benutzen).

Es werden nun die Augen normal geöffnet und Lidschläge durchgeführt. Zusätzlich können durch Kopfbewegungen oder mit den Händen Turbulenzen erzeugt werden. Nach diesem Versuch weiß man, wie sicher die Linsen sitzen. Selbst stabile Linsen, wenn es parallel angepasste asphärische sind (Fachmann fragen), werden dabei kaum vom Auge gespült. Sollte eine Linse fortgespült worden sein, so liegt sie in dem Behälter und kann gefunden werden. Wenn der Versuch mit zu Schlitzen geschlossenen Augen wiederholt wird, wird keine Linse vom Auge gespült.

Weitere Vorteile der Kontaktlinsen beim Tauchen ergeben sich in der Situation des Maskenverlustes unter Wasser. Da die Linsen beim Verlust der Maske unter Wasser behalten werden, behält man auch seine Korrektion. Wird dagegen eine Maske mit Korrektionsgläsern verloren, so hat man auch seine Korrektion verloren. Solange man unter Wasser ist, spielt das keine Rolle, da man bekanntlich ohne Maske dort nur sehr unscharf sieht. Nach dem Auftauchen entsteht der entscheidende Unterschied. Der Linsenträger ist an der Oberfläche voll handlungsfähig, während der Taucher, der seine Korrektionsmaske verloren hat, je nach Größe und Art der Fehlsichtigkeit mehr oder weniger auf seinen Tauchpartner angewiesen ist.

Zu These 2:

Das Ausblasen einer Tauchermaske ist mit allen Kontaktlinsen völlig unproblematisch, da dabei die Augen ebenfalls leicht zugezogen werden können. So bleibt der eventuell notwendige Sichtkontakt zum Tauchpartner erhalten, und die Linsen werden nicht fortgespült. Beim plötzlichen Wassereinbruch schließt man reflektorisch die Augen. Nach dem Schreck kann man wieder die besagten Schlitze machen, die Maske ausblasen und den Tauchgang fortsetzen.

Zu These 3:

In der Maske herrscht durch Druckausgleich der gleiche Druck wie im Wasser und im Tränenfilm hinter der Linse. Also kann keine Linse angedrückt werden.

Zu These 4:

Beim Auftauchen können sich Gasblasen unter stabilen Linsen bilden. Keinesfalls können die Blasen so groß werden, dass sich die Linsen verschieben oder gar abfallen.

Lösung von Gasen in Hornhaut, Tränenfilm und Kontaktlinsen

Der Lösungsvorgang von Gasen im Gewebe ist abhängig von der Art des Gewebes und von einer vorliegenden Lösungsdruckdifferenz. Es gibt Gewebearten in denen sich Gase sehr schnell lösen und solche in denen sich Gase langsam lösen. Die Lösungsgeschwindigkeit gibt man sinnvollerweise in Halbsättigungszeiten an. Unter Halbsättigungszeit versteht man die Zeit, in der sich eine vorhandene Lösungsdruckdifferenz halbiert hat. Bei der Lösung von Gasen im Tränenfilm, in der Linse und in der Hornhaut liegen etwas andere Voraussetzungen vor, als im übrigen Körper:

a) Die Hornhaut hat einen vergleichsweise geringen Stoffwechsel. Sie ist sehr dünn und nicht groß. Die Menge Sauerstoff, die verbraucht wird, ist im Verhältnis zu der Menge, die in der Maske beim Tauchen zur Verfügung steht, zu vernachlässigen. Im Körper wird dagegen der gesamte, im Blutplasma gelöste Sauerstoff, verstoffwechselt. Das heißt, wir müssen bei der Gaslösung anders als im Körper nicht nur mit Stickstoff kalkulieren, sondern auch mit Sauerstoff. Demnach ist der Parzialdruck nicht 79% vom Gesamtdruck, sondern 100%.

b) Eine weitere Abweichung kommt dadurch zu Stande, dass durch den Druckausgleich in der Maske, der ja mit ausgeatmeter Luft durchgeführt wird, der Anteil von Sauerstoff gegenüber von nicht geatmeten Luft kleiner ist, der Anteil des Kohlendioxids dafür auch größer ist. Die beiden letzten Verschiebungen halten sich die Waage.

Das Kompartiment (theoretisches Gewebe) Hornhaut, Tränenfilm und stabile gasdurchlässige Linse hat nach Rainer Hollands bisherigen Ermittlungen eine Halbsättigungszeit von 2 bis 5 Minuten für den Gesamtgasdruck. Die Halbsättigungszeiten für die Lösung von Stickstoff im Blut und Zentralnervensystem belaufen sich auf ca. 2.5 Minuten, sind also recht ähnlich. Für das Kompartiment Hornhaut, Tränenfilm und weiche Linsen ist eine Halbsättigungszeit von über 30 Minuten anzusetzen.

Die großen Unterschiede dieser Werte zwischen stabilen und weichen Linsen liegt in erster Linie an der unterschiedlichen Tränenaustauschrate unter den Linsen. Eine stabile Linse wird, wenn sie richtig angepasst ist, beim Lidschlag sehr gut unterspült, während es unter weichen Linsen praktisch keine Austauschrate gibt. In zweiter Linie ist die Größe der abgedeckten Fläche zu nennen. Bei stabilen Linsen gibt es, bedingt durch die Bewegung der Linse, nur eine kleine Fläche, die immer von der Linse bedeckt ist. Bei einer weichen Linse ist dagegen die Hornhaut immer vollständig bedeckt. Die Gaslösung in der Hornhaut ist unter weichen Linsen somit erheblich behindert, während es bei stabilen Linsen nur im geringen Maß der Fall ist.

Bei einem ‘normalen‘ Tauchgang von beispielsweise 45 Minuten auf maximal 30 m Tiefe, kann sich unter weichen Linsen nur wenig Luft in der Hornhaut und dem Tränenfilm gelöst haben, da die Tauchzeit im Verhältnis zur Halbsättigungszeit kurz ist. (45 Minuten Tauchzeit zu 30 Minuten Halbsättigungszeit) Bei stabilen Linsen hingegen kommt es zu einer nennenswerten Gaslösung, da die Tauchzeit im Verhältnis zur Halbsättigungszeit lang ist (45 zu 2 – 5 Minuten) und eine Sättigung des Kompartimentes entsteht. Aus diesen Fakten lässt sich schließen, wie unterschiedlich gut die Versorgung der Hornhäute unter weichen und gasdurchlässigen stabilen Linsen ist. Diese Unterschiede werden in der Praxis bestätigt.

Gasblasen unter stabilen gasdurchlässigen Linsen

Wie im Körper kann auch im Kompartiment Hornhaut, Tränenfilm und stabiler gasdurchlässiger Linse, Gas ausperlen‚ wenn zu schnell aufgetaucht wird. Diese Gasblasen befinden sich dann im Tränenspalt. Sind sie kleiner, als der Tränenfilm dick ist, so können sie beim Lidschlag problemlos ausgespült werden. Geschieht das nicht, so werden sie mit abnehmender Tiefe immer größer und können eingeklemmt werden. Werden sie nun durch einen weiteren Aufstieg noch größer. so drücken sie kleine Dellen in die Hornhaut. Visuell werden diese Gasblasen als “Nebelsehen” registriert. Haben sich sehr viele Gasblasen im zentralen Hornhautbereich gebildet. so kann die Sehschärfe beträchtlich abnehmen. Sie wird aber nicht unter 50-60% sinken, was zur Orientierung und zum Ablesen der Instrumente ausreichend ist.

Dass es sich bei diesem Nebelsehen um Gasblasen und nicht um Ödeme (Stoffwechselstörungen handelt, wie im immer wieder behauptet wird., ist leicht zu überprüfen. Nimmt man die Linsen in einem solchen Fall über Wasser vom Auge, so stellt man einen weiteren, drastischen Sehschärfenverlust fest, der durch die momentan durch Dellen irreguläre Hornhautoberfläche verursacht wird. Werden nun die Linsen nass aufgesetzt, so füllen sich die Gasblasenahdrücke mit Flüssigkeit. Die optischen Dichten von Hornhaut und der Flüssigkeit sind nahezu gleich, so dass die Dellen fast neutralisiert werden. Durch diesen Umstand ist die normale Sehschärfe spontan wieder vorhanden. Wären es Ödeme. also durch Stoffwechselstörungen verursachtes Nebelsehen. so könnte sich die Sehschärfe durch diese Maßnahme nicht verbessern. Werden die Linsen nicht abgenommen, so verliert sich das Nebelsehen in 10 bis 30 Minuten von allein, da das Gas dann im Tränenfilm in Lösung gegangen ist, und die Gasblasenabdrücke mit Tränenflüssikeit gefüllt sind. Angebliche Hornhautveränderungen durch häufiges Tauchen, wie Schiöberg- Schiegnitz (“Sehtauglich” unterwasser1/95)) berichtet sind Rainer Holland nicht bekannt geworden.

Verhinderung von Gasblasen unter stabilen gasdurchlässigen Linsen

Wichtig in diesem Zusammenhang ist. dass der Lidschlag während des Tauchgangs nicht unterdrückt wird, da sonst eventuell entstehende Mikroblasen nicht aus dem Tränenspalt ausgespült werden können. Dieser Spülvorgang ist mit der Fließbewegung des Blutes vergleichbar. Wird nicht gezwinkert. verbleiben die Mikrobläschen am Ort und werden bei der unvermeidlichen Vergrößerung beim Auftauchen eingeklemmt, wodurch die beschriebenen Gasblasenahdrücke in der Hornhaut verursacht werden.

Leider zwinkern einige Taucher zu wenig. Ursachen dafür sind unter anderem: Die l00%ige Luftfeuchtigkeit in der Maske, die die Verdunstung des Tränenfilms verhindert und damit kein Trockengefühl am Auge entstehen lässt. — Die eventuelle Angst unter Wasser. die zu einer Blickstarre führt.

Der Taucher mit stabilen Linsen muss lernen. unter Wasser weiterhin oft zu zwinkern. Dieser Lernvorgang ist leicht möglich. wenn man weiß worum es geht. Durch beständigen Lidschlag und langsames Auftauchen entsteht dann auch kein Nebelsehen.

Rückgängigmachung von Gasblasen unter stabilen gasdurchlässigen Linsen

Stellt man in z.B. 3 m Tiefe fest, dass sich Gasblasen hinter den Linsen gebildet haben, so kann man, wenn es die Situation zulässt (keine Dekopflicht, genügender Luftvorrat, kein JoJo-Tauchgang), erneut auf 10 – 15m abtauchen. Die Blasen werden sehr schnell verschwinden

Logische Schlussfolgerungen

Wenn man kein Nebelsehen hat, ist auch mit großer Wahrscheinlichkeit kein Gas im Blut ausgeperlt. da die Halbsättigungszeiten sehr ähnlich sind.

Hat man keine Gasblasen im Blut, so ist man keinem Dekompressionsrisiko ausgesetzt, da für Tauchgänge, wie von den Tauchsportverbänden empfohlen, im Prinzip nur die Kompartimente mit kurzen Halbsättigungszeiten wichtig sind.

Hat man Nebelsehen, so hat man mit großer Wahrscheinlichkeit auch Gasblasen im Blut. Der Folgetauchgang sollte entsprechend gestaltet werden. In diesem Zusammenhang ist es interessant, dass das Nebelsehen als negativ betrachtet wird, das parallel ablaufende Problem im Körper aber ignoriert wird. Man sollte froh sein, dass es einen solchen “Indikator“ gibt, und nicht die Linsen als ungeeignet zum Tauchen darstellen.

Sinnvolle Aufstiegsgeschwindigkeiten mit stabilen gasdurchlässigen Linsen sollten in Abhängigkeit von der Tiefe so klein sein, dass sich pro Druckhalbierung eine Aufstiegszeit von 4 Minuten ergibt, weil das der Halbsättigungszeit des Kompartimentes Auge mit stabiler Linse entspricht. In der verstreichenden Aufstiegszeit halbieren sich dabei sowohl der Umgebungsdruck als auch der Gasdruck im Kompartiment. Der Gasdruck im Kompartiment wird also nie größer, so dass keine Gasblasen entstehen können.

Weiche Kontaktlinsen

Aus den für die stabilen Linsen gültigen Tatsachen wird der unkritische Leser nun womöglich entnehmen, dass die weichen Linsen die besseren sind. Mit weichen Linsen lassen sich, im Gegenteil zu stabilen Linsen, nicht alle Fehlsichtigkeiten korrigieren und die Sauerstoffversorgung beim Tragen über Wasser ist nicht optimal. Wenn die Voraussetzungen der Augen das Tragen weicher Linsen ermöglichen, sind diese zum Tauchen aber sehr gut geeignet. Das gilt auch dann wenn diese Linsen sonst nicht länger getragen werden können, da während des Tauchgangs durch den erhöhten Sauerstoffpartialdruck kein Sauerstoffmangel unter den Linsen beim Tauchen vorliegt. Wer nur manchmal Linsen tragen möchte, sollte auf jeden Fall weiche wählen, da fast keine Eingewöhnung nötig ist. Die neueren weichen Wechsellinsen bieten sich förmlich an, da man mehrere Linsen gleichzeitig bekommt. Man hat somit immer Ersatz dabei, und bekommt jedes Mal die aktuelle Stärke. Weiche Einmallinsen oder Linsen mit verlängerter Tragezeit (die über Nacht getragen werden) sind nicht sinnvoll, da das Risiko einer Komplikation hoch ist und ärztliche Hilfe an den meist abgelegenen Tauchgebieten oder Tauchschiffen fehlt. Auf einen Umstand muss der Weichlinsenträger achten: Durch Chlor- oder Salzwassereinwirkung kann der Linsensitz sehr stramm am Auge werden. Vor Abnahme deshalb so lange warten, bis sie sich wieder gut verschieben lassen.

Zur Anschaffung von Kontaktlinsen gibt es neben Augenoptikern auch Kontaktlinsen Institute, in denen ausschließlich Linsen angepasst werden. In diesen Instituten können auch Speziallinsen (wenn sie nötig sind) angepasst werden, und es werden in der Regel auch alle Fabrikate so oft angepasst, dass deren Besonderheiten voll beherrscht werden.

In den Fällen, in denen schon gasdurchlässige stabile Linsen getragen werden, oder angepasst werden sollen, muss darauf geachtet werden dass sich keine Tränenseen unter den Linsen befinden, aus denen entstandene Mikroblasen nicht ausgespült werden. Es eignen sich am besten parallel angepasste, individuell asphärische, hochgasdurchlässige Linsen. Taucher mit solchen Linsen haben den Vorteil, beobachten zu können, ob sie physiologisch günstig aufgetaucht sind. Diesen Vorteil möchte Rainer Holland persönlich nicht mehr missen.

Pflege von Kontaktlinsen

Grundsätzlich müssen Kontaktlinsen täglich gereinigt und über Nacht desinfiziert werden. Es ist nicht zu erkennen, warum ein Hygienerisiko vorliegen soll, wie es immer wieder ohne jegliche Begründung behauptet wird. Viele Tauchet sind der Ansicht, dass man diese Pflegeschritte an Bord eines Schiffes nicht durchführen kann. Diese Gedanken entbehren jeglicher Grundlage. Wer sich an Bord eines Schiffes eine Tasse Kaffee einschenken kann, der kann auch seine Linsen pflegen. Auch die Ansicht, dass der Pflegeaufwand sehr hoch und dass eine Brille viel praktischer sei, dem möchte geraten werden darauf zu achten, wie oft er auf See seine Brille putzen muss. Die Linsen jedenfalls reinigt man nur einmal am Tag.

Reservelinsen? Reservemaske?

Wir sollten uns grundsätzlich immer darüber Gedanken machen was passiert, wenn uns etwas verloren oder kaputt geht. Dieser alltägliche Gedanke darf bei den Augen nicht enden, wo wir ihn in folgenden Bereichen täglich Umsetzen:

Reserveschlüssel beim Nachbarn, Reserverad im Auto, Datensicherung bei Computern, Zweitlungenautomat etc.. Es gibt genügend Menschen, die besitzen nur eine Brille, auf die sie total angewiesen sind. Es gibt genügend Menschen, die besitzen nur ein Paar Kontaktlinsen und keine Reservebrille. Es gibt auch Taucher, die an den Augen ähnlich spärlich ausgerüstet sind.

Aus dieser Sicht sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass man sich mit Ersatz für alle Fälle versieht. Dieser Ersatz muss nicht hochwertig sein, aber er sollte funktionieren. Als Ratschlag für Linsenträger sei anzuregen, das erste Linsenpaar nach einiger Benutzungszeit als Reservelinsen auszumustern und ein neues Paar zu benutzen, das zudem weniger kostet, da weniger Arbeit nötig ist als bei der ersten Anpassung. Auf diese Weise haben die Augen das Neuste und Beste und im Reserveetui liegen Linsen, die voll funktionsfähig sind. Das daraus resultierende Gefühl der Sicherheit ist sehr viel wert, da man sich viel lockerer verhalten kann. In diesem Zusammenhang sei noch einmal auf die Vorteile der weichen Wechsellinsen hingewiesen.

Zusammenfassung

Moderne Kontaktlinsen sind eine sehr geeignete Sehhilfe für den Sporttaucher.

 

Autor Rainer Holland