Seac Jacket 3D im Test von UnterWasserWelt

Seac Jacket 3D

Zur Premiere in der Technikredaktion von UnterWasserWelt wurde mir das Seac Jacket 3D  von Seac Sub übergeben. Eine Reihe von neuen Features sind zu überprüfen, gerade auch der Tragekomfort, der besonders betont wird, soll sich beweisen. Die Testtauchgänge im Trockentauchanzug werden im 8° C kalten Bergesse absolviert, in dem die meisten Produkttests von UnterWasserWelt unter anspruchsvollen Bedingungen durchgeführt werden.

Das ansprechende rot-schwarze Design fällt sofort auf, feines italienisches Design eben, das sicherlich Taucher beider Geschlechter begeistern wird. Hier wurde geschickt Optik mit Funktionalität gepaart. So sind etwa die Führungsschlaufen des Schulterschnellablasses in rot gehalten, wodurch man optisch sofort zu dessen Griff geleitet wird. Bei den anschließenden Tauchgängen stellt sich heraus, dass der Schnellablass gut und schnell zu fassen ist, auch weil die Zugkordel so lang bemessen wurde, dass der Knauf in Schwimmlage gleich gefunden wird.
Das Material, Cordura mit Nylon 420 Den PU-Harz beschichtet, fühlt sich angenehm und trotzdem robust an.
Der Sicherungsriemen hat eine feste Länge. Er lässt sich auch so über das Doppelventil der Pressluftflasche ziehen, ein verstellbarer Riemen, vielleicht sogar mit Schnalle, wäre allerdings die komfortablere Lösung. Beim Befestigen der alternativen Luftversorgung und des Finimeters fallen die Edelstahl-D-Ringe, acht an der Zahl, auf. Ein wirklich durchdachte Lösung sind die beiden höhenverstellbaren D-Ringe auf den Schultergurten.

Ja wo ist nur das Trimmblei? Nach eingehender Suche und anschließender Recherche in der mitgelieferten Bedienungsanleitung stellt sich heraus, dass standardmäßig keine Trimmbleitaschen am Jacket vorgesehen sind. Bei genauerer Betrachtung der Rückenplatte sieht man allerdings bereits die Schlitze für einen zweiten, optionalen Flaschenriemen, auf dem separat zu erwerbende Trimmbleitaschen aufgefädelt werden könnten. Diese hätten dann, wegen der tieferen Lage, eine funktionsgemäßere Position, als bei vielen Jackets des Wettbewerbs.

Nach dem Aufdrehen der Flasche folgt der Trockentest von Inflator und Schnellablässen. Der neu entwickelte, wartungsfreundliche SCS-Inflator mit Kugelventil reagiert präzise: Das Gehäuse mit Anschlag für den Faltenschlauch und integriertem Schnellablass wächst für meinen Geschmack aber zu hoch aus der Schulter. Es sieht zwar stylisch aus, rundum glatte Flächen ohne ringförmige Einbuchtung halte ich für praktischer zu vermeiden, irgendwo hängen zu bleiben, manövriert man beim Tauchgang in engen Räumen.
Die Führungslasche des Inflatorschlauchs könnte ein paar Zentimeter weiter oben angesetzt sein, so bekäme man beim verstellbaren D-Ring noch mehr Spielraum. Beim Tauchgang zieht sich die Inflatoreinheit ohnehin ein Stück höher. Ein Klipp, der den Mitteldruckschlauch in Schulterhöhe am Faltenschlauch fixiert, wäre wünschenswert, um nicht ungewollt als Medusa durchs Wasser zu schweben. (Ersatzweise ein verkürzter Mitteldruckschlauch oder Montage der 1. Stufe nach Tek – Art quer, Abgänge werden nach unten weisend belegt, was eine körpernahe Schlauchführung bedingt.)

Das Jacket ist wie ein Rucksack konzipiert, die weich gepolsterten, verstellbaren Schultergurte sind direkt an der Rückentrage befestigt. Dadurch liegt das es bequem auf und Volumenveränderungen der Blase haben keine Auswirkung auf die Vergurtung und dem damit verbundenen Tragekomfort. Die Schultergurte sind an den Bauchgurten und nicht an der Hülle der Blase befestigt, um das Rucksackprinzip abzurunden. Der untere Teil der Schultergurte ist an einem ovalen D-Ring „drehbar“ angehängt, was bewirkt, dass sie je nach Körperform automatisch seitlich geführt werden, ohne einzuengen. Das kann Taucherinnen besonders gefallen.
Der Brustgurt kann in zwei verschiedenen Höhen positioniert und reguliert werden.

Der Rücken ist durch die thermogeformte Polsterung und „Airnet“ Drainagematerial an den Auflagepunkten komfortabel gelagert. Die Rückenplatte selber ist einzigartig gestuft und soll damit die normale Wölbung der Wirbelsäule ausgleichen. Das Gewicht der Flasche mag sich so auf den Schulter- und Lendenbereich verteilen. Gut gefällt der feste Tragegriff, der oben in die Rückenplatte integriert ist.

Um das 3D – Prinzip, das als Ziel sieht, bei jedem Befüllungszustand den Druck vom Körper weg und die Ausdehnung der Blase nach außen zu führen, sind im Rückenbereich und unterhalb der Seitenblasen Dehnfalten eingesetzt, diese allerdings mit einer glatten, weicheren Beschichtung. Ein weiterer Effekt der 3D Blase ist das große Volumen, das je nach Größe – XS 15,2 kg, XL / XXL 23 kg – Auftriebskraft entwickelt, das bei relativ kleiner Gesamtgröße des Jackets.

Zwei außen aufgesetzte Taschen mit von vorne zu öffnenden Zippern ergänzen die Ausstattung.

Einzig das integrierte Bleisystem, das sogenannte „Smart Weight System“ mit bis zu sechs Kilogramm Fassungsvermögen, stellt sich für mich als nicht sonderlich „smart“ heraus. Das korrekte Einführen und Einrasten der Bleitaschen (je 5 kg, Jacketgröße L) am tauchfertig getragenen Gerät gelingt nach diversen Versuchen nicht. Letztlich hilft nur, die Bleitaschen vor dem Anlegen des Jackets korrekt zu positionieren. Der Fairness wegen ist hier anzumerken, dass ich bislang bei keinem Hersteller ein unter allen Bedingungen (Bleimenge, Inhalt der Zubehörtaschen) wirklich rundum überzeugendes integriertes Bleisystem finden konnte.

Praxis

Der einzigartig gestuften Rückentrage muss bei der Anprobe besonderes Augenmerk geschenkt werden. Trifft die Auflagefläche der Rückenplatte nicht in Höhe der Lendenwirbel auf den Körper, wird die Sache unbequem. Eine Anprobe im Fachgeschäft, am besten unter realistischer Belastung ist daher empfohlen.
Bereits zu Beginn des Tauchgangs bin ich positiv von der beeindruckenden Wasserlage angetan Hier zeigt die dreidimensionale, von der Rückenschale abgesetzte Blase ihre besonderen Vorzüge,. Egal ob ich mich auf den Rücken drehe, Purzelbäume schlage, oder für ein Fotomotiv ruhig austariert im Wasser liege, dieses Jacket weist nicht den ungeliebten „Segeleffekt“ auf und kann ohne die übliche Eingewöhnungsphase getaucht werden. Das Seac 3D trägt sich angenehm, es wird auf den Körper kein spürbarer Druck ausgeübt, auch bei stärkerer Befüllung. Die weich gepolsterten Schultergurte werden Taucher mit dünneren Anzügen zu schätzen wissen.
Meine Sorge bezüglich des nicht integrierten Trimmbleis war völlig unberechtigt.
Dieses Jacket macht Spaß.
Nach dem Tauchgang kann die Ausrüstung einfach mittels Tragegriff an der Rückenplatte befördert werden.

Fazit:
Insgesamt hinterlässt das 3D Jacket von Seac Sub einen guten und hochwertigen Eindruck. Sporttaucher werden sowohl in heimischen Gewässern als auch auf Reisen ihre Freude an diesem Ausrüstungsteil haben.

 

Fakten

Jacket-Typ: Hybrid
Zielgruppe: Sporttaucher mit höheren Ansprüchen
Gurtführung: Rucksackprinzip, von Außenschale abgesetzt
Inflator: SCS – Inflator mit Kugelventil, leichte Wartung
Schnellablass: 2x Schulter, 1x hinten rechts
Material innen / Blase: Nylon 420 D, PU-Harz beschichtet
Material außen: Cordura, Nylon 420 D, PU-Harz beschichtet
Backpack: Thermogeformtes Rückenpolsterung
Bauchgurt: Längenverstellbar
Brustgurt: beidseitig längenverstellbar und zweifach höhenverstellbar
Doppelflaschentauglich: ja
Gewicht: (Gr. L) 3,4 kg
Auftrieb: XS u. S 15,2 / M 18,0 / L 20,5 / XL u. XXL 23,0 kg
Bleiintegriert: Smart Weight System, max. 2x 6 kg
Trimmblei: optional
D-Ringe: Edelstahl, 6x 50 mm, 2x 25 mm
Taschen: 2 Taschen mit RV
Extras: Schlauchhalter, Signalpfeife
Empf. VK-Preis € 529,-

www.seacsub.com

Beitrag erstellt 4.2012