Sabine Kerkau geehrt von der Women Divers Hall of Fame ™

Als erste Deutsche ausgezeichnet

Sabine Kerkau
Foto Sandra Vollmer

Sabine Kerkau ist eine außergewöhnliche Frau, die sich wie wenige andere weltweit großen Herausforderungen bei ihren technischen Tauchgängen stellt. Gepaart mit der Leidenschaft über ihre an Grenzen gehende Expeditionen und Aktivitäten zu schreiben sowie der Organisation aufsehenerregender Projekte, nimmt sie als Deutsche eine in der journalistischen Szene einmalige Position ein. Jetzt wird ihr die große Ehre zuteil, in die Women Divers Hall of Fame ™ (WDHOF) aufgenommen zu werden.

Ja, sie sei stolz, erklärt Sabine Kerkau auf ihrer Facebook Seite, dass sie zu den Frauen gehöre, die als „Class 2019“ in die WOMEN DIVERS HALL OF FAME aufgenommen werden. Das Besondere ist aber auch, dass Sabine Kerkau, die in der Schweiz lebt, als erste Deutsche geehrt wird. Die Österreicherin Lotte Hass war bis dato die einzige deutschsprachige Taucherin, die in die 1999 gegründete WDHOF aufgenommen wurde.

Wer oder was ist die im US Bundesstaat Florida angesiedelte Women Divers Hall of Fame ™? Sie beschreibt sich selbst als eine professionelle internationale Non-Profit-Gesellschaft zur Ehrung von Mitgliedern, deren besondere Aktivitäten sich auf eine Vielzahl von Gebieten erstrecken: Kunst, Wissenschaft, Tiefseeforschung, Unterwasserarchäologie, Medizin, Freitauchen, Ausrüstungstechnologie, Höhlentauchen, Wracktauchen, Militärtauchen, kommerzielles Tauchen, Medien, Training, Ausbildung und Business. Sie wurde nach der Gründung 1999 im Jahr 2001 durch 6 finanziell unterstützende Sponsoren gestärkt.

Kurz gesagt ist sie gewidmet der Anerkennung und Ehrung der Leistungen weiblicher Taucher.

Auf eine Aufnahme in die Women Divers Hall of Fame ™ arbeitete Sabine Kerkau keinesfalls bewusst hin. Und als Europäerin, als Deutsche wird man in USA ohnehin kaum wahrgenommen. Ihr zugutekam die langjährige internationale Vernetzung und persönliche Bekanntschaft sowie Zusammenarbeit mit in der Szene bestens verankerten großen Namen wie Becky Kagan Schott, Rosemary Lunn, Richie Kohler, Peter Symes und Tom Kürten.

Sabine KerkauSchaut man auf das herausfordernde Portfolio ihrer Unterwasseraktivitäten der letzten Jahre, mag man gar nicht glauben, dass Sabine Kerkau 1987 auf den Malediven einen ersten Kurs absolviert hatte und anschließend als Sporttaucherin in erster Linie im Mittelmeer, der Karibik und in den heimischen Seen unterwegs war. Wäre sie nicht auch von den Tauchgängen im Kaltwasser begeistert gewesen, hätte ihr Weg als Taucherin vermutlich einen weniger spannenden Weg genommen.

Mit einer gehörigen Portion taucherischer Praxis bestand sie 1996 die Tauchlehrerprüfung zum PADI Open Water Scuba Instructor. Ihre Arbeit als nebenberufliche Tauchlehrerin führte sie nach Malt, Ägypten und Kroatien. Hier begeisterte sich Sabine Kerkau immer mehr fürs Wracktauchen und sie schrieb die ersten Artikel für Tauchmagazine, illustriert mit den eigenen Unterwasseraufnahmen.

Wracks und Tiefe gehen Hand in Hand. Um hier die gebotene Sicherheit für solche Tauchgänge zu schaffen, kam 2001 die Trimix – Ausbildung im offenen Kreislauf dazu. Fünf Jahre später investierte sie in die Ausbildung im Kreislauftauchen und die Anschaffung eines Rebreathers, um Tauchziele auch unter der 100 Meter Marke zu erreichen. Selbstredend hat sie alle qualifizierten Ausbildungsschritte für Wrack- und Höhlentauchen gemacht.

Sicherheit ist für Sabine Kerkau oberstes Gebot. Geht es tief, kommt der Rebreather zum Einsatz. Aber eigentlich ist der Kreisel der bevorzugte Atemgasversorger. Außer in der Arktis und Antarktis muss OC getaucht werden, dorthin darf sie die Geräte nicht mit hinnehmen.

Sabine Kerkau ist eine Kaltwasser-, Tiefenexpeditionswrack- und Höhlentaucherin. In den letzten 13 Jahren hat sie sich wichtigen Expeditionen auf der ganzen Welt angeschlossen und hat ikonische Wracks wie die HMS Britannic (Griechenland) und HMS Victoria (Libanon) betaucht. Sabine Kerkau war Mitglied des MINEQUEST 2-Projekts in Neufundland und arbeitete mit WDHOF-Mitglied Jill Heineth zusammen.

Derzeit ist Sabine Kerkau Teil eines Teams, das die 180 m tiefe, überflutete Gonzen-Mine in der Schweiz erkundet. Sie hat auch die Tuna Hastberg Mine (Schweden), Pozo Azul (Spanien) und Höhlen in Thailand getaucht. Im Oktober 2013 unternahm sie ihren tiefsten Tauchgang in einer Höhle – 125 Meter in der Sang Hong Höhle.

Als angesehene Autorin zu Themen des technischen Tauchens wurde sie in allen relevanten deutschsprachigen Magazinen veröffentlicht – DIVEMASTER, tauchen, WetNotes, UnterWasserWelt, unterwasser, aber auch in der englischsprachigen X-Ray Mag.

Ihre journalistische Arbeit wurde auf der Messe boot in Düsseldorf vom Verband DIWA ausgezeichnet und 2016 war sie für den EUROTEK Media Award nominiert. Man kann Sabine Kerkau aber nicht nur nachlesen, auch zuhören geht bei den verschiedenen Tauchevents in Europa, zu denen sie gerne eingeladen wird, einen Vortrag über ihre Expeditionen zu halten.

Aktuell ist sie 2018 im Schwerpunkt mit dem Baltic Sea Heritage Rescue Project beschäftigt, das sie mitbegründet hat. Von Litauen ausgehend widmet es sich zwei Zielen. Erstens, um Geisternetze zu entdecken, bergen und sicherzustellen, dass sie ordnungsgemäß entsorgt werden. Zweitens werden Wracks gesucht, um sie zu identifizieren und zu schützen.

Dies ist ein gemeinsames fantastisches Projekt mit Fischereiverbänden und lokalen Fischern zum Schutz des Ökosystems der Ostsee. Sabine Kerkau arbeitet daher mit der Abteilung für Schiffshistorie und dem Klaipeda University Institute of Baltic History and Archaeology zusammen. Auch von staatlicher Seite steht man dem Projekt sehr aufgeschlossen gegenüber und unterstützt es auch.

Zum Schluss noch ein Satz von der WDHOF

WDHOF ist stolz auf die Anerkennung von global herausragend agierenden Taucherinnen, deren Beiträge als bedeutsam anerkannt werden. Es ist angemessen, dass Sabine Kerkaus Arbeit von der Women Divers Hall of Fame anerkannt wurde.

 

Michael Goldschmidt