Global Nature Fund (GNF) besorgt

um die Biodiversität unter Wasser ist es in Deutschland nicht gut bestellt

GNF
Zu hohe Nährstoffeinträge führen zu Algenwachstum und gefährden die Biologische Vielfalt unter Wasser. Foto: GNF Archiv

Sieben von zehn Seen sind in unzureichendem ökologischen Zustand, zwei Drittel aller Lebensräume in Gewässern, Mooren und Feuchtgebieten sind laut Roter Liste gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Hunderte von Süßwassertierarten finden sich auf den Roten Listen, davon 76 Köcherfliegen-, 22 Fisch- und 7 Amphibienarten.

Der Global Nature Fund (GNF) und das Netzwerk Lebendige Seen Deutschland sehen die Biologische Vielfalt unter Wasser weiter in der Krise. Zum Tag der Biologischen Vielfalt fordern die Gewässerexperten konsequentes Handeln von der Politik. „Es gibt kaum Anzeichen, dass es hier bergauf geht“, fasst Thomas Schaefer, Leiter Naturschutz beim GNF, die Einschätzung zusammen. Viele Fachleute sehen für über die Hälfte der bedrohten Unterwasserlebensräume keine günstige Prognose.

Leere Versprechungen

Die Bundesrepublik hatte sich bereits im Jahr 2000 verpflichtet, die EU-Wasserrahmenrichtlinie umzusetzen und eigentlich bis 2015 alle Gewässer in einen „guten ökologischen Zustand” zu versetzen. Die Frist wurde inzwischen bis 2027 verlängert. Vor allem Nährstoffeinträge und hocheffiziente Gifte aus der Landwirtschaft machen der Biologischen Vielfalt unter Wasser den Garaus. „Zwei Drittel der Zeit zwischen 2000 und 2027 sind verstrichen. Doch statt aktiv am ökologischen Zustand zu arbeiten, sitzt die Bundesregierung EU-Vertragsverletzungsverfahren zur Düngemittelverordnung aus und akzeptiert die flächendeckende Verklappung von Mist und Gülle auf unseren Feldern, Wiesen und Weiden,“ so Schaefer. Es gehe dabei nicht um die Düngung von Lebensmitteln, wehrt sich Schaefer gegen gängige Schönrednereien, sondern um die Entsorgung von Kot und Urin aus der Massentierproduktion.

Weitere Belastungen für die Biologische Vielfalt unter Wasser sieht das Netzwerk Lebendige Seen auch im Besatz durch ungeeignete Fischarten. Angler und Fischer sind besonders an Seen oft als einzige im Naturschutz aktiv, so der GNF, die Bewirtschaftung nicht generell problematisch. Unsachgemäßer Besatz, z. B. durch Karpfen, kann trotzdem große Schäden an Lebensräumen unter Wasser verursachen. Die Bedrohungen durch Mikroplastik, Medikamente und Hormone als Gifte und hormonell wirksame Stoffe für aquatische Lebewesen sind noch nicht vollends verstanden und die Auswirkungen heute kaum absehbar. Sicher sind sich die Naturschützer, dass die Politik zu spät und zu langsam reagiert, um diese neuen Herausforderungen wirkungsvoll zu begegnen.
Netzwerk Lebendige Seen Deutschland

GNF
Unterwasserlebensräume mit Armleuchteralgen sind in ganz Deutschland gefährdet. Foto: Silke Ohldorf, VDST

Am 15. September 2009 startete das Netzwerk Lebendige Seen und schafft seitdem eine bundesweite Plattform für den Erfahrungsaustausch zwischen Akteuren verschiedener Seenregionen in Deutschland. Die Hauptziele der 25 Mitgliedsorganisationen sind die Entwicklung und Umsetzung gemeinsamer Modellprojekte zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung in Seenregionen als auch die verstärkte Einbindung der Bürger, relevanter Interessengruppen wie Fischer, Wassersport- und Anglerverbände und der Medien. Das Netzwerk kürt jedes Jahr den „Lebendigen See des Jahres“, um unterschiedliche Akteure auf unsere Seen als wertvolle Ökosysteme und einzigartige Naturschätze aufmerksam zu machen. Zu den „Lebendigen Seen 2018“ wurden die Oberschwäbischen Seen und Weiher ernannt.

www.globalnature.org

 

 Dr. Thomas Schaefer