Firmenbesuch bei PD²

„Moin“ ist für Nordlichter eine Begrüßung, die zu jeder Tages- und Nachtzeit passt. Als südlich der Donau ansässige Redaktion mit Sitz in Alpennähe haben wir uns also schon mal schlau gemacht, um beim Firmenbesuch bei PD² in ihren neuen Räumlichkeiten in Hamburg international aufzutreten.

Eigentlich sah es 2015 so aus, als ob PD² im hochwertig aufbereiteten Gebäude von Poseidon Tauchprodukte in Kiel, seine Heimat finden würde und lud zur Eröffnung die Presse ein. UWW war natürlich vor Ort und berichtete. Doch es kam anders, denn der Unterhalt von zwei Standorten, Kiel und Hamburg, machten hinsichtlich der Integration weiterer Produktgruppen und Dienstleistungen wenig Sinn. Die Zusammenführung von Mitarbeiterkompetenz, Dienstleistungen, Fertigungsbereichen, Servicestrukturen und Produktentwicklungen war daher unumgänglich. Und so haben wir die Einladung gerne wahrgenommen, uns PD² in Hamburg vor und hinter den Kulissen auf die Haut kommen zu lassen. Geschäftsführer Jörg Zimmer und Betriebsleiter Niels Kirchhoff (er unterbrach dafür extra seinen Urlaub) präsentierten uns das Unternehmen, das so ganz anders als ein klassischer Tauchsportausrüster funktioniert. Bringen wir es gleich jetzt auf diesen Nenner: Hier profitieren anspruchsvolle Sporttaucher von den Technologien, die von taktischen Einsatzkräften, Behörden, Rettungsorganisationen und Arbeitstauchern für schwierige Aufgaben unter Wasser eingesetzt werden.

Der Wandel vom in der Öffentlichkeit wahrzunehmenden Sporttauchlabel hatte sich bereits zur boot 2017 gezeigt. Hier präsentierte sich PD² erstmals aufs Fachpublikum spezialisiert. In die schwarze Kaaba mit den professionellen Produkten hatten nur Legitimierte der Zielgruppen einen zeitlich befristeten Zutritt. Das ist verständlich, denn nur wenige wissen, dass die von PD² geführten Labels in erster Linie für User abseits der Freizeitszene produzieren, sehr wohl aber auch für Sporttaucher erhältliches Equipment auf höchstem Niveau im Portfolio haben.
Den Vertrieb der für den Sporttauchmarkt verfügbaren Produkte von Kowalski, Leptonix und MINENTAUCHER delegiert PD² an Großhändler bzw. deren Außendienst als Schnittstelle zu den Shops fungiert. Vertrieb und Service der Poseidon Tauchprodukte wurde mittlerweile von der Poseidon Diving Group AB neu aufgestellt und in Laboe bei Kiel angesiedelt. PD ² ist unternehmerisch dort nicht involviert.
Besonders hochwertige Anzüge des Labels Leptonix wurden uns erstmalig gezeigt. Und diese sogar in Farbe. Publikationen zu diesen attraktiven Anzügen gibt es noch nicht, wir zeigen die ersten Bilder der noch kaum bekannten schicken Kollektion im Futurelook. Qualitativ orientieren sich die Leptonix – Anzüge an den Forderungen professioneller Anwender, was sich einerseits beim Preis festmacht, andererseits eine wirklich langfristige Nutzungsperiode verspricht. Am Rande bemerkt, das Material der Anzüge für die unter PD² zusammengefassten Labels ist kein „Neopren“ fernöstlicher Produktionsstätten sondern ein besonders hochwertiger Kautschuk eines deutschen Herstellers.

Aber welche Produkte stehen hinter den von PD² unter einem Dach zusammengeführten Marken?

Kowalski kennt man als Hersteller von Taucherhandlampen mit langjährigem Sitz in Berlin. Die klassischen Handlampen im Rohrgehäuse mit Bügelgriff und integriertem Akku mit Außenladeanschluss gibt es noch, doch hier wird nicht weiter entwickelt. Diese Produktserie wurde von neuen, multifunktionellen Lampen abgelöst, deren Akku zum Laden entnommen wird, für Rettungs- und Einsatzkräfte mit aufgabengerechten Features ausgestattet sind und für den Unterwassereinsatz modulare Features bieten. Von der Mini – Backupleuchte bis zum Videolichtsystem ist alles im Programm.

Leptonix ist in erster Linie als Ausrüster für taktische Einsatzkräfte tätig, seit zwei Jahren hat sich das Label unter dem Dach von PD² mit bestimmten Produkten (Jackets, Anzüge) dem allgemeinen Tauchsportmarkt geöffnet. Auch hier handelt es sich um aus dem normalen Tauchsportangebot herausragende, hochwertige Produkte mit professionellen Lösungen zur individuellen Konfiguration.

Uhrenliebhaber lassen „MINENTAUCHER“ auf der Zunge zergehen. Gegen diesen extremen Zeitmesser verblassen die meisten zifferblattbewährten Unterarmschmuckstücke, handgefertigt in Schweizer Seitentälern, wie in spontan aufziehendem Herbstnebel. Und was ist der Unterschied? Die Minentaucheruhr bewahrt ihren Träger beim Einsatz zu 100% vor der explosiven Beendigung seines Einsatzes, respektive auch seines Lebens, weil der Zeitmesser den Magnetzünder einer Seemine nicht interessiert. Solchen Schutz hat man bei Schweizer Seitentalprodukten nicht, die können höchstens im Erbschaftsfall oder beim Karriereknick im Pfandhaus befristet ein Leben retten.

In Hamburg werden Atemregler sowie der Rebreather SE7EN gefertigt.
Eine Reihe von modern ausgestatteten Arbeitsplätzen steht für Revisionsaufträge zur Verfügung. Eine große Fläche nimmt der Militärbereich ein. Hier sind keine Kameras erlaubt, nur ein kurzer Blick im Vorbeigehen zeigt das Areal. Hier kommen turnusmäßig die Ausrüstungen zur Revision bzw. im Bedarfsfall zur Reparatur. Als interessantes Detail erfahren wir, dass die einsatzspezifische Ausrüstung der Taucher nicht in einer Garnitur einem Soldaten direkt zugeordnet ist, vielmehr findet sich auf allen Schiffen, auf denen die Taucher zum Einsatz befohlen werden, ein personalisiertes Equipment. Vor allem die Größen der Anzüge sind dabei berücksichtigt. Die Anzüge sind auf die Bedürfnisse der Truppe abgestimmt, gleich ob Textil- oder Neoprenanzüge. Alle Elemente sind unter den verschiedenen Anzugvarianten austauschbar. Je nach Aufgabe gibt es unterschiedliche Oberflächen, Kopfhauben und Taschen sind auswechselbar. Der Schnitt der Anzüge ist bei allen verwendeten Materialien gleich, individuell variabel ist die Länge der Manschetten, bei Neoprenanzügen bis zu 5 Zentimeter.
Das Unternehmen bietet seit Jahrzehnten Kontinuität beim Produktdesign, was für öffentliche Auftraggeber und das Militär von größter Bedeutung ist. Darum kümmern sich in Hamburg etwa 70 Mitarbeiter, davon 50 in der Produktion und im Servicebereich.

Und jetzt zur Herbert Rehn GmbH. Ursprünglich hatte sich dieses Unternehmen auf die Bearbeitung von Hohlglasrohren spezialisiert, wie sie zur zum Beispiel für die technische Gasanalyse verwendet werden, die ein hohes Maß an Genauigkeit und Qualität erfordern. Der bekannteste Kunde seit 1957 ist die Firma Dräger Sicherheitstechnik. Doch bei Rehn gibt es noch eine Reihe weiterer Geschäftszweige, etwa technische Textilien. Als Beispiele seien die Haarnetze in den Einsatzhelmen der Feuerwehr genannt oder bei den komplexen Atemsystemen in Flugzeugen.
Was uns aber am stärksten beeindruckte ist der Servicebereich rund um Druckflaschen für den Taucheinsatz, den Atemschutz oder im industriellen Umfeld. Hier werden täglich TÜV Prüfungen für Stahl-, Alu- und Verbundstoffflaschen durchgeführt, so dass die Wartezeiten für die Kunden aus dem öffentlichen und privaten Umfeld erfreulich kurz ausfallen. Und, das muss deutlich gesagt werden, die Flaschen werden nach der im Wasser erfolgten Druckprüfung in eigens dafür konstruierten Geräten mit Heißluft getrocknet. Hier wird diesbezüglich besonders professionell gearbeitet. In der Mehrzahl anderer Prüfbetriebe wird nicht so verantwortungsvoll agiert, so dass meistens Restfeuchte in den Zylindern verbleibt, wird das Ventil wieder eingedreht. Braucht der Tank einen neuen Anstrich? Kein Problem. Die zum Prüfbetrieb gehörige Lackiererei erledigt auch das in jeder gewünschten Ausführung.
Und Flasche leer…., nicht bei Rehn. Die nach Bauer-Kompressoren mit „Pure Air“ zertifizierte Kompressoranlage füllt reinste Atemluft in die Flaschen, das bis 300 bar. Selbstredend gibt es Nitrox, technischen und medizinischen Sauerstoff und Trimix. Für industrielle Anwender sind auch Stickstoff und CO2 Füllungen im Angebot.

Der weite Weg nach Hamburg hat sich gelohnt. Die Frage – wer oder was ist PD² – hat eine eindrucksvolle Antwort erhalten. An Highend – Produkten interessierte Kunden finden und entsprechendes Equipment, das abseits des Sporttauch – Mainstreams höchste Ansprüche erfüllt. Und die Organisation rund um den Flaschentüv ist einzigartig. Allerdings müsste das von PD² deutlich kommuniziert werden. Großhändler und Shops haben da bis jetzt nicht reagiert. So haben wir das gute Gefühl, einen Geheimtipp ausgeplaudert zu haben.

http://pd2.international/?tpl=PD2
www.herbert-rehn.de/

Michael Goldschmidt