Carbon Scooter im Test: Das Modell DUO

Ein besonders starkes Stück Taucherantrieb

DUO

WingsAndMore heißt das Unternehmen, unter dessen Dach auch die Carbon Scooter gefertigt werden. Tobias Schmidt verleiht seiner tauchenden Kundschaft tatsächlich Flügel, so schnell und kraftvoll ist man etwa mit dem DUO unterwegs. Wie heißt der Firmenslogan so schön: Details machen den Unterschied. Es sind tatsächlich eine Menge Details.

Mit dem DUO hat Carbon Scooter ein Modell entwickelt, dessen Erscheinungsbild sich deutlich von den klassischen, rohrförmigen Antrieben unterscheidet.  An der typischen Y-Form ist er leicht zu erkennen und hat so auch ein unverwechselbares Erscheinungsbild. Im DUO sind zwei Antriebe vereint. Das macht ihn nicht nur teuflisch schnell, man bekommt damit auch ein Stück zusätzlicher Sicherheit mit auf dem Weg der Höhlen- oder Wrackexploration.  Und damit wäre hinsichtlich ziviler Nutzung auch die Zielgruppe umrissen, die starkes Interesse am DUO zeigt. Polizei- und Militärtaucher sind die professionellen User, die speziell konfigurierte Geräte ordern.

Tobias Schmidt als Geschäftsführer der WingsAndMore GmbH & Co. KG hat das Label Carbon Scooter in Ebersbach nahe Stuttgart gegründet. Als leidenschaftlicher Höhlentaucher mit durchaus extremen Zielen und Explorationen entwickelte er aus dem anspruchsvollen Portfolio von WingsAndMore Taucherantriebe, die binnen kürzester Zeit höchste Aufmerksamkeit auf sich zogen, nicht nur, weil es ein Produkt „made in Germany“ ist. Wie heißt der Firmenslogan so schön? Details machen den Unterschied. Wobei man in diesem Zusammenhang das Wort Detail als bescheidenes Understatement verstehen darf.

DUODer augenfälligste Unterschied sind die zwei Antriebe, die stets parallel mit aufeinander identisch abgestimmter Umdrehungszahl, einen umfangreich technisch ausgerüsteten Taucher auf bis zu 120 Meter pro Minute ans Ziel bringen, bei einem Standschub von bis zu 55 kg. Wobei der Standschub auch schon etwas zurückhaltend kommuniziert wird, in der Regel ist er doch höher. Aber man will sich bei CARBON SCOOTER nicht mit den Federn extremster Leistungen seiner Produkte schmücken. Bei einem Kraftpaket wie dem DUO, übertragen wir das sinnbildlich auf ein Straßenfahrzeug, haben wir es mit einem Ferrari zu tun. Sinnbildlich sind auch die Preise ähnlich, doch dazu später.
Allerdings braucht man zum Beherrschen des DUO nicht so viel Fingerspitzengefühl wie bei einem Asphaltboliden. Der klassische Scooter D-Ring am Schrittgurt bleibt zwar eine Möglichkeit zur Verbindung des DPV mit dem Taucher, das ist aber nur für gemäßigtes Tempo empfehlenswert. Soll der DUO auf der (Renn)Strecke freien Lauf bekommen, benötigt man zum wirkungsvollen Selbstschutz der Intimsphäre zwischen den Beinen ein spezielles Hilfsmittel, den Pedro Stick.

Pedro Balordi ist ein bekannter Schweizer Höhlentaucher, der auch immer wieder mit Tobias Schmidt gemeinsame Projekte durchführt. Seine Idee, wie der Zug eines starken Scooters vom Schrittgurt weg verlagert werden kann, um den Einsatzkomfort deutlich zu erhöhen, ist bestechend einfach. Die Zugkraft wird durch ein Rohr am Beinansatz auf die Körperrückseite übertragen. Ein mittig am Rohr angesetzter Gurt wird im Schritt nach vorne geführt, an dessen Ende ein D-Ring für den Boltsnap der Towcord vorbereitet ist. Wie kann es anders sein, das Rohr ist natürlich aus Carbon.

Ein im Einsatz des DUO wohltuend fühlbares Detail ist das völlig fehlende Drehmoment, das Scooter, die mit nur einer Schraube angetrieben werden, zwangsläufig entwickeln, den Drang, sich um die eigene Achse zu drehen. Beim DUO laufen die Antriebe gegenläufig, sprich, die eine Schraube dreht sich linksherum, die andere rechts. Das ist Geradeausfahrt vom Feinsten. Ist der Scooter hydrostatisch bestens tariert, kann man sogar die Hand vom Griff nehmen und wie auf Schienen geht’s dahin. Die Hand vom Steuer und trotzdem Power geht aber nur mit einem vom User selbst vorzubereitenden Trick, einem Bungeeband am Handgriff, das über die breite Powertaste geschoben wird. Laut CE sind Arretierungen der Fahrschalter nicht zulässig – außer man macht die CE in Spanien. Soviel zur EU… Also, Bungeeband nicht anbringen, wird der Scooter von Dritten benutzt (Verleih gewerblich oder privat).

Ein tolles Detail ist der Griff, inden die Steuerung und eine Anzeige mit 5 LEDs integriert sind. Die Geschwindigkeitsvorwahl erfolgt am Drehrad mit dem Daumen ohne umgreifen zu müssen (einzigartig am Markt). Die Anzeige zeigt dabei den Schub (rot) und wechselt auf Verlangen auf den Akkustatus (grün).

Carbon Scooter ist es aufgrund langjähriger Entwicklungen im Bereich des Flugzeug – Großmodellbaus gelungen, die realistische Anzeige des Akkustatus zu kommunizieren. Mit dieser Informationstechnik bewegt man sich aus dem Bereich von „ungefähr“ und „vielleicht“ heraus. Diese ausgesuchte Akkustatusanzeige ist nicht nur wertvoll während der Mission, auch danach. Je nachdem wie viel Restpower noch angezeigt wird, kann man sich für ein Nachladen entscheiden oder mit den Reserven sicher noch einen weiteren Tauchgang machen. Weniger Ladevorgänge verlängern das Leben aller Akkus. Da kann man wirklich Geld sparen, ohne ein Risiko einzugehen.
Die Aktivität der Leuchtdioden kann zudem abgeschaltet werden, was bei Einsätzen in einer lichtlosen Umgebung durchaus Sinn macht.

Schauen wir auf ein unsichtbares Detail, die Hydrodynamik. Kaum ein Scooter am Markt dürfte so intensiv auf den Einsatz unter Wasser hin designed worden sein. Als Profi bei der Ermittlung und Nutzung von Luftströmungen an Tragflächen und Kabinen von Flugzeugen hat Tobias Schmidt eine entsprechende Leidenschaft entwickelt, das auf die Oberfläche und Linienführung seiner Produkte zu übertragen. Es gibt so viele Punkte, an denen die Performance eines Scooters optimiert werden kann, um dann im Zusammenspiel mit dem Antrieb beeindruckende Leistungen zu erbringen. Ob es die Linienführung des Gerätes ist, Form und Größe der Shrouds (Schutz- und Leitfläche um den Propeller), die Form der Propeller. Hier ist beim DUO kein Detail unberücksichtigt geblieben.

Unsichtbar aber nicht ganz unhörbar sind die Motoren. Sie sind leise und entwickeln einen unauffälligen Ton. In dieser Leistungsklasse bemerkenswert. Die Motoren sind bürstenlos, wassergekühlt und besonders dauerlastfest. Das hohe Drehmoment ermöglicht einen getriebelosen Direktantrieb, der thermisch unproblematisch und nahezu verschleißfrei ist. Die Servicefreundlichkeit des DUO zeigt sich ganz besonders am Beispiel der langlebigen Antriebsmaschinen. Der User kann selbst 8 Schrauben lösen, den Motor einschicken und bekommt ein paar Tage später einen überholten, absolut neuwertigen Motor zurück.

Unübersehbar ist das Akkupaket, das zum Laden aus dem DUO entnommen wird ohne dabei mit Kabeln hantieren zu müssen. Ein automatisches Kontaktsystem übernimmt diese Arbeit. Verblüffend einfach und wirkungsvoll ist die Arretierung der Nase, zwei gefederte Stifte verbinden den Frontabschluss felsenfest mit dem Body des DUO. Zum Öffnen und Schließen braucht man nur ein beliebiges Tool, einen kleinen Schraubendreher etwa, um einen der beiden Stifte hineinzudrücken.
Geladen wird der Akku des DUO mit zwei Ladegeräten, die die zwei Energiespeicher der Antriebe getrennt regenerieren. Innen wie außen sind die Motoren getrennt. Sollte aus irgendeinem Grund die Steuerung im Handgriff ausfallen, wird am Hauptschalter des DUO auf Redundanzbetrieb umgeschaltet und mit einer konstanten Geschwindigkeit wird der Tauchgang zu Ende geführt.

Praxis

Wir hatten den DUO für einen großzügigen Zeitraum für unsere Testeinsätze zur Verfügung. Was bald klar wurde, ist das Muss für den Balordi Stick, der aber aufgrund äußerster Beliebtheit bei den Demoevents von Carbon Scooter erst einmal ausverkauft war und eine geringe Lieferzeit hatte. Man kann nicht sagen, dass zunächst nur im Schritttempo gefahren wurde (die Doppelsinnigkeit siehe weiter oben….). Was in diesem wunderbaren Sommer eher Probleme bereitete, waren die Sichtweiten in den Seen in Oberösterreich und Tirol, unseren Haupteinsatzgebieten.
Full Power gestattete nur ein Testsee und da ging die Post ab. Auch wenn unsere Testtaucherin fürs Foto (Tek, Trimixausbildung) eher untypisch als User aussieht, war die technikbegeisterte, selbst einen nicht ganz unflotten DPV fahrende Mitarbeiterin nach den ersten 1,5 Stunden Exkursion unter Wasser voll der wohlwollenden Worte. Das auch dank des Pedro Stick…
Es ist Fakt, der DUO fährt sich angenehm, ist leicht zu steuern, es wirken keine Gegenkräfte aufs Handgelenk. Die stufenlose Geschwindigkeitswahl erlaubt die genaue Anpassung des Speed im Buddyteam. Praktisch, dass zur Geschwindigkeitswahl die Hand am Griff bleibt. Sehr gut gelöst ist die Abtrennung des Propellers von der Antriebsachse, hat sich etwas verwickelt. Die Drucktaste am Propeller bedienen, den Propeller abziehen, die Situation bereinigen, aufstecken, fertig. Das hat im realen Fall bestens funktioniert.
Selbst über Wasser kann er mit dem vom Hersteller empfohlenen Griffpunkten beidhändig gut transportiert werden. Und das ist wieder demonstriert durch unsere Testtaucherin.
Ist der Zugang zum Abtauchpunkt etwas schwieriger, ist eine zweite helfende Hand sicher nicht überflüssig.

Fazit

Carbon Scooter schickt mit dem DUO ein Gerät ins Rennen, das nicht nur Sporttaucherherzen höher schlagen lässt, sondern im Kern spezialisierte technische Taucher und behördliche Einsatzkräfte weltweit anspricht. Bedienung, Konzept, Wartung, alles ist stimmig. Das Innere des DUO ist beispielhaft aufgeräumt und die Performance sucht ihresgleichen. Wer in einen DUO zur Optimierung seiner Aktivitäten investieren möchte, muss beim vorgestellten Modell „L“ mit € 12.000,- rechnen. Für kleineres Geld gibt es aber auch verschiedene Modelle des Typs MONO, da liegt der Einstiegspreis bei etwa € 5.500,-

Fakten

Alle Daten http://www.carbon-scooter.de/daten.pdf

www.carbon-scooter.de

Patrizia Ennemoser / Michael Goldschmidt

 

Carbon Scooter im Test: Das Modell DUO