Atemregler – Revision

Professioneller kann ein Atemregler - Service nicht sein

Atemregler
Atemregler Service, Austauschteile am Beispiel Apex

Da hat man sein neues Schätzchen endlich in Händen. Nur noch die Verkaufsverpackung trennt den neuen Atemregler von der Komplettierung des Tauchgeräts. Bevor die Kaufentscheidung fiel, gab es die Beratungsphase, die Recherche, welcher Atemregler im Verhältnis des Preises und der eigenen Investitionsbereitschaft am besten passen würde. Worüber kaum gesprochen wird ist die einfach nachzuvollziehende Tatsache, dass zum Erhalt der sicheren Funktion Serviceintervalle einzuhalten sind. Wie beim Auto. Beim Auto beugt man sich dieser Tatsache von Anfang an, bei Atemreglern eher nicht.

Ich gebe zu, dass ich auch nicht zu den minutiös reagierenden Benutzern von Lungenautomaten gehöre, die sofort nach dem Erreichen der von den Herstellern empfohlenen Serviceintervalle reagieren. Beim Auto, so es neu erworben wurde, gibt es kein Pardon, da wird alles in den Papieren abgestempelt und bestätigt. Das Teil, das mir als zentrale Technik das Atemgas liefert, wird da eher stiefmütterlich behandelt. Vielleicht bildet man sich auch ein, man würde einen Knick in der Mechanik eh schon früh genug wahrnehmen und dann den Regler gelegentlich in den Service geben.

Warum bin ich, warum sind möglicherweise auch Sie eher zurückhaltend, den Atemregler zur Revision zu geben? Einmal mag hier mit entscheidend sein, dass das Einsatzspektrum und das Handling des Reglers nie extrem war, auf der anderen Seite wurde schon so viel von schlampiger Arbeit berichtet.

AtemreglerNun, die Revision eines Apeks Tec Set machte mich ein Stück weit sprachlos. Bevor Sie einen Skandal wittern, ich war positiv sprachlos. Das Tec Set ist fester Bestandteil meines D8,5 Geräts und hat mich bei vielen Tauchgängen komfortabel begleitet. Das Flaschenpaket musste zum TÜV (Insidertipp – in Österreich gelten die TÜV – Prüfungen länger), dann kann auch der Atemregler mal eine Frischzellenkur vertragen.

Tatort München. Auf der Suche nach einer Adresse für den optimalen Reglerservice bekam ich von erfahrenen Kennern der örtlichen Szene eine Anlaufstelle genannt, die leider genau 60 Kilometer entfernt auf der anderen Seite der Stadt als Tauchsport – Fachgeschäft angesiedelt ist.

Ich hätte zwar nur 20 Kilometer nach Rosenheim fahren müssen, um dort alles abzugeben, doch da hatte ich schon meine eingeschränkt guten Erfahrungen gemacht. Nicht nur, dass plötzlich auf den Mitteldruckschläuchen hässliche Hülsen aufgefädelt worden waren, die mit einem fetten SSI Symbol auf den nächsten Servicetermin hinwiesen (es waren Tec – Regler und kein Sporttauchequipment), die Mitteldruckschläuche waren derart fest an der ersten Stufe festgezogen worden, dass sie nur mit schwerem Gerät abgeschraubt werden konnten. Darunter litt dann trotz aller Vorsicht die verchromte Oberfläche einer der ersten Stufen. So etwas brauche ich nicht.

Also ab in die oder besser diagonal durch die Landeshauptstadt. Und hier treffe ich Torsten Gläßer in seinem Fachgeschäft. Ich übergebe zwei erste Stufen mit zweiten Stufen, angeschlossen zwei Mitteldruckschläuche für Trockenanzug und Wing, dazu ein Tec – Finimeter. Auf die Frage, ob ich die nicht klassisch zu einem Reglerservice zu zählenden Teile hätte besser entfernen sollen, entgegnet Torsten, das sei kein Problem, im Servicebetrieb wird alles beim Eingang fotografiert und genauso wieder montiert ausgeliefert. Natürlich wird alles überprüft. Da beginne ich innerlich bereits Glocken zu läuten, wo bin ich da hingeraten? Gibt es solche Highlights in der Szene wirklich noch?

Tatsächlich werde ich nicht enttäuscht. Zwei Wochen nach Abgabe der Atemregler bekomme ich eine eMail, dass der Auftrag ausgeführt sei und alles zur Abholung bereitläge. Weil mir die persönliche Abholung zeitlich bedingt nicht möglich war, frage ich an, ob auch ein Postversand möglich sei. Auch das ist kein Problem und zwei Tage später klingelt der Postmann.

Zuerst fällt mein Blick auf 9 Seiten begleitender Unterlagen. Auf 14 Fotos ist der Zustand der Atemregler bei Einlieferung und in den einzelnen Revisionsphasen dokumentiert. Ich bin hautnah dabei und kann mir selbst ein Bild von der Beschaffenheit der ersten und zweiten Stufen vor und nach der Reinigung machen. Sehr gut auch das Feedback zu Defekten und Verunreinigungen. Ein Mundstück war eingerissen, ein Ventil am Inflatorschlauch bei der Demontage gebrochen (kostenloser Ersatz). Jetzt weiß ich, dass kaum Verunreinigungen vorhanden waren im System und ein Mundstück in absehbarer Zeit hätte Probleme machen können. Gut, dass auch das Finimeter mit im Service war, hier wurde ein Swivel getauscht.

Beeindruckend auch die Grafiken zu Atemwegsdruck, Mitteldruck und Atemarbeit bei Messungen vor und nach der Revision. Am deutlichsten fielen hier die positiv veränderten Ergebnisse der Atemarbeit aus. Der Hauptregler war eingangs mit 1,02 Joule / Liter gemessen worden, nach Abschluss der Arbeiten wurde die Atemarbeit nur noch mit 0,69 Joule / Liter ausgewiesen.

Und dass die Atemregler insgesamt wie neu aussahen, brauche ich fast nicht zu erwähnen, ich tue es der Vollständigkeit halber. Die ausgetauschten Teile lagen auch allesamt bei.

Fazit

Es gibt große Unterschiede bei den Atemregler – Revisionsbetrieben. Ich möchte hier niemand an den Karren fahren. Aber Blindtests von Tauchsportmagazinen, die in der Vergangenheit mit diversen Fehlern präparierte Regler bei verschiedenen Betrieben zum Service abgaben, bewiesen, dass nicht überall größte Sorgfalt das Tun bestimmte. Gerade Risse in Mundstücken wurden gerne übersehen. Vor diesem Hintergrund darf auch einmal auf einen vorbildlich agierenden Betrieb hingewiesen werden, abweichend vom bayrischen Motto: Nicht geschimpft ist genug gelobt.

www.tauchsport-glaesser.de

 

Michael Goldschmidt